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Die aus Ostasien stammende Zick-Zack-Ulmenblattwespe Aproceros leucopoda wird seit 2003 in Europa beobachtet. Sie wurde möglicherweise mit Pflanzenmaterial eingeschleppt und breitet sich seither rasant aus (BLANK et al. 2010, mit Nachweiskarte für Europa). Die Larven der Blattwespe fressen an Ulmen, wobei diese nach Beobachtungen in Rumänien und Ungarn über 75% ihrer Blätter verlieren können.
Vor dem Hintergrund des Ulmensterbens (Dutch Elm Disease), das seit Anfang der 1920er Jahre und dann erneut in einer zweiten Welle seit Ende der 1960er Jahre mit noch aggressiveren Stämmen des Pilzes Ophiostoma ulmi die Ulmenbestände in Europa beträchtlich reduziert hat, könnte hierdurch also eine neue und zusätzliche Gefährdung für die Ulme entstehen.
2011 meldeten KRAUS et al. zwei einzelne Vorkommen von der A3 in der Nähe von Passau in Bayern. 2013-2014 folgten weitere Beobachtungen, diesmal aus Ostdeutschland (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt) (BLANK et al. 2014, mit Nachweiskarte für Deutschland).
Am 18.09.2016 fand ich beim Absuchen der Blätter einer Berg-Ulme (Ulmus glabra) nach Blattminierern und Gallenbildnern zahlreiche Hymenopteren-Larven mit auffälliger, t-förmiger Zeichnung an den vorderen Beinpaaren, aber ansonsten unscheinbarer grüner Färbung.
Der befallene Baum steht am Nordrand einer schon älteren Aufforstungsfläche am Weltersberg nördlich von Piesbach (6.798127 E, 49.414686 N ->Artenliste).
Meine Aufmerksamkeit wurde anfangs jedoch auf weitere Hymenopteren-Larven an den gleichen Bäumen gelenkt, die ein deutlich bunteres Aussehen hatten (Foto 3).
Wie sich dann zu Hause bei der Fotoauswertung herausstellte, war aber die unscheinbare, kleine Larve am leichtesten zu identifizieren. Die Bildersuche im Internet mit den Schlüsselwörtern "Hymenopteren-Larve an Ulmus" erbrachte sofort ein brauchbares Ergebnis, zumal ich auch Fotos der Fraßspuren gemacht hatte.
Es handelt sich danach um die invasive Art Aproceros leucopoda, die in Südwestdeutschland wohl bisher noch nicht nachgewiesen wurde. Die bunte Art war dagegen nicht eindeutig zu identifizieren, da die gefundenen Bilder im Internet auf eine gewisse Variationsbreite des Aussehens, möglicherweise aber auch auf Fehlbestimmungen, hindeuten. Ich habe sie (mit beträchtlichem Zweifel) als Nematus melanocephalus in meine Bilderdatei aufgenommen.
Gleich am nächsten Tag (19.09.2016) habe ich das Quellgebiet des Piesbachs nochmals aufgesucht, da ich von früheren Besuchen des Gebietes her wußte, dass am Südrand der besagten Aufforstungsfläche weitere Ulmen stehen. Tatsächlich waren auch die meisten Bäume dort, im übrigen Feldulmen (Ulmus minor) und nicht Bergulmen wie am Nordrand, von Aproceros-Larven befallen. Weitere Larven von N. melanocephalus fand ich dort keine.
Literatur:
Kraus, M., Liston, A.d. & Taeger, A. (2012): Die Invasive Zick-Zack-Ulmenblattwespe Aproceros leucopoda Takeuchi, 1939 (Hym., Argidae) in Deutschland. - DGaaE Nachrichten 25[2011](3): 117-119. (pdf-Download)
Blank, S.M., Hara, H., Mikulás, J., Csóka, G., Ciornei, C., Constantineanu, R., Constantineanu, I., Roller, L., Altenhofer, E., Huflejt, T. & Vétek, G. (2010): Aproceros leucopoda (Hymenoptera: Argidae): An East Asian pest of elms (Ulmus spp.) invading Europe. - European Journal of Entomology 107: 357–367. (pdf-Download)
Blank, S.M., Köhler, T., Pfannenstill, T., Neuenfeldt, N., Zimmer, B., Jansen, E., Taeger, A. & Liston, A.D. (2014): Zigzagging Across Central Europe: Recent Range Extension, Dispersal Speed And Larval Hosts Of Aproceros leucopoda (Hymenoptera, Argidae) in Germany. - Journal of Hymenoptera Research 41: 57–74. doi: 10.3897/JHR.41.8681 (pdf-Download)
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