Kleiner Beitrag zur Bestandssituation der Frühen Nelkenschmiele (Aira praecox) in den Sandgebieten von Hüttersdorf, Honzrath/Hellwies und Besseringen

Datum: 

06.06.2004

Foto 1: An dieser Stelle befand sich Mitte der 80iger Jahre ein grosser Sandrasen mit dominanter Früher Nelkenschmiele.

 

Foto 2: Wo sich heute eine Gebüschsukzession mit Robinien breitmacht, befand sich damals ein bodenoffener Sandrasen mit Silbergras.

Foto 3: Vor diesem Jägerzaun, etwas abseits der ehe-maligen Sandrasenstelle, hat sich ein kleiner Bestand der Frühen Nelkenschmiele erhalten.

 

Foto 4: Blick auf den nur meterbreiten Wegrand vor dem Jägerzaun; Winzige Habitatinsel mit Aira praecox im bewaldeten und besiedelten Bereich.

In den 80iger Jahren gab es auf den Sandflächen des Galgenbergs westl. Hüttersdorf gut ausgebildete Sandrasen mit Aira caryophyllea, Ornithopus perpusillus, Teesdalia nudicaulis und sogar Silbergras (Corynephorus canescens). Die eigentliche Kostbarkeit war jedoch der riesige Bestand (ca. 25 Ar) an Früher Nelkenschmiele (Aira praecox), von der damals nur eine Handvoll Fundorte im Saarland bekannt waren .
Die Heuschreckenfauna war vertreten mit Feldgrille (Gryllus campestris) und Verkanntem Grashüpfer (Chorthippus mollis).

Bei meinem Besuch am 06. Juni 2004 bot sich mir obiges Bild (vgl. Foto 1 u. 2): Die Aira praecox-Stelle war in "Ökologischer Bauweise" (wie das Schild am Zaun mitteilt) zugebaut und die ehemaligen Silbergrasfluren sind so dicht mit Robinien zugewachsen, dass am Boden kein Kräutlein mehr wachsen kann. Sandrasenfragmente gibt es nur noch dort, wo Besucher des angrenzenden Waldgebietes ihre Autos abstellen (vgl. Foto 2).
Nach längerer Suche im weiteren Umfeld konnte ich (bereits in den bewaldeten Bereichen) zwischen Waldweg und einem Wochendhaus (vgl. Foto 3) kleine Reste von Sandrasen finden, in denen auch noch einige Halme der Frühen Nelkenschmiele vorkommen. Die Feldgrille war noch von Ferne zu hören, kommt aber nicht mehr auf der Fläche selbst vor.



Nun wollte ich mir auch die Situation des nächstgelegenen Aira praecox-Vorkommen, einer Ackerbrache bei Hellwies (Honzrath), ansehen. Die Fläche ist mir seit Anfang der 80iger Jahre bekannt. Mitte der 90iger Jahre hatte ich dort intensive arachnologische Studien betrieben. Zu diesem Zeitpunkt waren die dortigen Sandrasen optimal entwickelt, nirgendwo im Saarland gab es damals größere Bestände der Aira praecox. Anfang dieses Jahrzehnts war ich dann nochmals kurz dort gewesen, und ziemlich schockiert, als ich die massiv fortschreitende Sukzession mit Robinien sah. Sandrasen gab es nur noch in Resten und so war ich jetzt darauf gefasst, einen Robinienhain zu betreten.

 

Foto 5: Blick auf die Sandrasenfläche bei Hellwies

Foto 6: Älteres Sukzessionsstadium (Aira caryophyllea dominant) bei Hellwies

 

  Es ist dann, Gott sei Dank, doch anders gekommen: Die Fläche präsentiert sich heute in einem ähnlichen Zustand wie vor 15 Jahren. Sie wird teilweise als Renn-bahn für Pferde genutzt und zu diesem Zweck entsprechend offengehalten (vgl. Foto 5 u. 6). Die Sandrasen sind zwar kleiner geworden, insbesondere die Silbergrashorste sind bereits zählbar. Aira praecox ist jedoch noch flächig vorhanden. Sogar der Knorpel-Lattich (Chondrilla juncea), den ich hier vor einem Vierteljahrhundert erstmals gesehen habe, ist immer noch vorhanden.

Die Heuschreckenfauna ist mit Gefleckter Keulenschrecke, Blauflügeliger Ödlandschrecke und dem Warzenbeisser vertreten.
Frühe Nelkenschmiele (Aira praecox) bei Hellwies  

Silbergras (Corynephorus canescens)

 

Dermassen motiviert bin ich dann gleich weiter-gefahren zu den Sandgebieten zwischen Merzig und Besseringen.
Dort waren durch Gewerbeansiedlung einerseits Sandrasenflächen zerstört worden, anderseits aber neue Bereiche mit offenem Boden entstanden. Neben der Lagerfläche eines grossen Industrie-betriebes (Draht Cord Saar) bin ich dann tatsächlich fündig geworden (vgl. Fotos 7 u. 8) :
Die dortige Sandrasenfläche beherbergt neben Aira caryophyllea auch Aira praecox (nach der musste ich aber längere Zeit suchen).

Die eigentliche Überraschung war aber der Fund von drei Sandnelken (Armeria elongata) auf der Fläche.

Foto 7: Sandrasen im Industriegebiet bei Besseringen mit Aira praecox Foto 8: Sandrasen bei Besseringen mit Armeria elongata

 

Weitere Beobachtungen von Aira praecox in 2004:
03.06.2004, Autobahnabfahrt St.Ingbert Mitte (Richtung Saarbrücken), leg. R. Mues
 

Autor(en): 

A. Staudt

Tags: