Große Feldgrillenkolonie (Gryllus campestris) bei Bethingen entdeckt

Datum: 

21.05.2004

Ort: 

Bethingen

Am Freitag den 21. Mai 2004 musste ich im Tal des Salzbachs bei Bethingen die angenehme Kühle meines klimatisierten Wagens verlassen um meinem Beruf als ökologischer Gutachter nachzugehen. Beim Verlassen des Autos (und nach Abschalten der Musik) schlug mir nicht nur die Mittagshitze eines sonnigen Tages entgegen, sondern ich stand unversehens inmitten eines gewaltigen Zirpkonzertes, das den gesamten Talraum erfüllte. Eine Feldgrillenkolonie!

Die Detailkartierung am darauffolgenden Montagabend ergab folgendes Verbreitungsbild der Kolonie:

Der Schwerpunkt der Kolonie mit den höchsten Siedlungsdichten befindet sich auf der Talsohle des Salzbachs im Bereich der Ortschaft Bethingen. Aber auch die steilen Nordhänge, soweit sie noch im Buntsandstein liegen, sind dicht besiedelt. Der Muschelkalk wird jedoch gemieden.
Ähnliche Beobachtungen konnten wir bei den Kartierarbeiten zum Atlas der Heuschrecken des Saarlandes (DORDA, MAAS & STAUDT 1996) mehrfach machen: Die Grillenkolonien des Buntsandstein dehnen sich im Westsaarland nicht in die unmittelbar darüberliegenden Muschelkalkhänge aus. Im Südostsaarland dagegen fast ein gegenläufiges Phänomen: Fast das gesamte Muschelkalkgebiet ist besiedelt, die hangabwärts liegenden und angrenzenden Buntsandsteinbereiche sind dagegen grillenfrei.
Die Grillenkolonie bei Bethingen zeigt nun (s. Karte) ein differenziertes Verhalten: In Richtung Wehingen werden auch die als Grünland genutzten Muschelkalkbereiche besiedelt! Jedoch ist die Populationsdichte dort sicherlich um den Faktor 10 geringer als im Buntsandstein. Der gesamte besiedelte Bereich des Muschelkalks im Salzbachtal ist steil- und südexponiert, d.h. nur bei sehr extremen Standortbedingung (wahrscheinlich vor allem bezüglich des Faktors Wärme) sind Flächen im Naturraum Saar-Nied-Gau für die Feldgrille überhaupt besiedelbar. Die Kolonie im Tal des Salzbachs steht mit einer Kolonie im Tal des Tünsdorfer Baches (der in den Salzbach mündet) in Kontakt, die wiederum mit den bereits bekannten Kolonien bei Nohn und Dreisbach verbunden sein dürften. Details zu diesen Kolonien sind mir aber nicht bekannt.

Autor(en): 

A. Staudt

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