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Am 19.06.2018 bemerkte ich am Rande eines Getreidefeldes zwischen dem Friedhof "Neue Welt" in Saarlouis und der neuen Rettungswache zw. Beaumarais und Picard (WGS84: 49.302093°N, 6.731267°E) einige Mohnpflanzen, bei denen große Stücke aus den Blütenblättern herausgeschnitten waren (s. Foto 1). Dies führte bei mir augenblicklich zu einem Anstieg des Adrenalin-Levels und zur völligen Einstellung der botanischen Aktivitäten, die mich eigentlich hergeführt hatten. Ich ging auf die Knie und begann, einem Verdacht folgend, der mir durch den Kopf schoss, nach kleinen Löchern im Sandboden zu suchen.
Bereits nach kurzer Zeit waren sie gefunden: die mit Mohnblütenblättern ausgekleideten Niströhren der Mohn-Mauerbiene Hoplitis papaveris (s. Foto 2 u. 3). Das besiedelte Habitat besitzt zwar alle erforderlichen Ressourcen wie Mohn und Kornblumen (s.u.), der Standort der Niströhren erscheint mir aber nicht optimal. Es handelt sich um einen ca. 5 m breiten Randstreifen des Getreidefelds mit auffällig wenig Getreidehalmen (s. Foto 4). Es ist zu vermuten, dass auch dieser Randstreifen nach der Ernte mit umgepflügt wird und damit die Röhren empfindlich gestört werden.
Die Art gräbt ihre Brutröhren etwa 4 cm tief in Sandböden ein und tapeziert die Röhrenwände mit Blütenblattstückchen von Mohnpflanzen (Papaver spec.), manchmal auch von Malven. Der Aushub wird, anders als bei vielen Sandbienen üblich, nicht neben dem Röhreneingang als Häufchen aufgetürmt, sondern in der weiteren Umgebung verteilt. Als Nahrungspflanzen werden Kornblumen (Centaurea cyanus), Acker-Winde (Convolvulus arvensis) und Glockenblumen (Campanula spec.) genutzt. Da die Larve bzw. die Puppe in der Röhre überwintert, sind für ein dauerhaftes Überleben der Art Lebensraumkomplexe aus Getreidefeldern und Sandbrachen unabdingbar.
Dem Autor war die Mohn-Mauerbiene im Saarland bereits begegnet. Am 06.06.2004 beobachtete er diese Bienenart beim Bau ihrer Röhren auf einem Sandrasen bei Honzrath-Hellwies (WGS84: 49.434140°N, 6.747729°E). Damals waren die Habitatbedingungen dort optimal: ein Sandacker grenzte unmittelbar an einen großen Sandrasen, der wiederum nach Norden durch eine Gebüschreihe abgegrenzt wurde, was das Kleinklima in ihrem Saum zusätzlich aufheizte. Heute ist der Sandrasen bis auf wenige Quadratmeter verschwunden und durch eine Baumhecke aus Später Traubenkirsche (Prunus serotina) und Robinie (Robinia pseudoacacia) ersetzt. Das ehemalige Getreidefeld ist jetzt ein Grasbrache. Mohn und Kornblumen als Futter und Baumaterial kommen im näheren Umfeld nicht mehr vor. Trotz mehrmaliger Nachsuche konnte die Mohn-Mauerbiene 2018 hier nicht wiedergefunden werden.