Tag der Artenvielfalt - Aufgelassener Kalksteinbruch südl. Hemmersdorf

Datum: 

12.06.2009

Ort: 

Hemmersdorf
Pyrola rotundifolia (links), Bartflechte Bryoria fuscescens (rechts)
Pyrola rotundifolia (links), Bartflechte Bryoria fuscescens (rechts)

Das weitläufige Gelände des ehemaligen Kalkbergwerks südlich Hemmersdorf entstand, als in der Stahlindustrie des Saarlandes noch Löschkalk in großen Mengen gebraucht wurde. Diese Zeiten sind schon lange, wenn auch noch nicht ganz so lange wie der Weinanbau im Gebiet um Hemmersdorf, vorbei. Durch Einsturz der alten unterirdischen Kammern entstand das Gebiet, dass dem heutigen Besucher als Steinbruchgelände erscheint. Da es wegen der Einsturzgefahr nicht bewirtschaftet werden kann, konnte sich ein wichtiges Rückzugsgebiet für seltene Pflanzen- und Tierarten entwickeln, das aufgrund seiner Lage, Größe und Artenausstattung heute Teil des europäischen Schutzgebiets-Netzes NATURA 2000 geworden ist. Die natürliche Sukzession, der eigentliche Grund für die heutige Bedeutung des Gebietes, ist aber zugleich auch der größte Gefährdungsfaktor. Die optimale Mischung von 30% offener Magerrasen, 30% locker verbuschter Magerrasen und 30% Gebüsch ist längst zu Gunsten der Verbuschung überschritten.

In diesem Zusammenhang und mit Blick auf die heutige und zukünftig wohl noch bescheidenere Ausstattung des Naturschutzes mit finanziellen Mitteln erscheint eine Diskussion zum Thema "Pflege mit Feuer" längst überfällig.

In Kalksteinbrüchen aber auch auf den Abraumhalden und trockenen Absinkweihern der Montanindustrie konnten sich in der gesamten Großregion im Verlauf der letzten 50 Jahre große Bestände der beiden Wintergrünarten Pyrola minor und P. rotundifolia etablieren. Insbesondere Pyrola rotundifolia, früher die seltenere Art, vergrößert augenscheinlich seit ca. 10-20 Jahren ihre Bestände massiv.

Flechten bilden im gesamten Gelände auffällige Bestände. Alle Bäume und Sträucher sind dicht mit Flechten bewachsen. An luftfeuchten, schattigen Stellen tragen die Bäume regelrechte Mähnen und Bärte.

Libellen würde man im ersten Moment zwar nicht mit einem Trockengebiet in Verbindung bringen, aber gerade die Arten der Gattung Gomphus sind bekannt dafür, dass sie sehr gerne weit herumfliegen und dann auch mal kilometerweit vom nächsten Fließgewässer entfernt zu beobachten sind:

Bemerkenswerte Arten:

 

Die Wanze Heterocyrdylus genistae, lebt, wie der Artname schon andeutet, besonders gerne an Färberginster. Sie wurde erst kürzlich erstmals für das Saarland gemeldet. Wir denken, dass eine gezielte Suche an Färberginster sicherlich noch viele Funde ermöglichen würde.

Hylyphantes nigritus: Innerhalb weniger Tage (siehe oben Beitrag "Gauberg") jetzt schon der zweite Nachweis der Art im Saarland.

Salticus zebraneus ist leicht mit dem an Hauswänden (und Felsen) häufigen Salticus scenicus zu verwechseln. Die Art lebt auf der Baumrinde alter Bäume und ist ausgewachsen deutlich kleiner als S. scenicus. Da die Muster auf dem Hinterleib bei beiden Arten etwas variabel sind, fällt auch dem erfahrenen Arachnologen bei manchen Tieren die Bestimmung nach äußerlichen Merkmalen schwer. Angemessene Fangmethode für diese Art sind Baumeklektoren, die aber selten eingesetzt werden. Entsprechend dürfte die Art im gesamten Bundesgebiet deutlich unterkartiert sein. Allerdings ist auch Salticus scenicus unterkartiert, da Arachnologen selten im Hausbereich sammeln.