Delattinia News

Anthrenochernes stellae Lohmander, 1939 - ein Pseudoskorpion des Anhangs II der FFH-Richtlinie neu für das Saarland

Datum: 

01.05.2008

Ort: 

Niedtal, Saarland

Im Rahmen von Untersuchungen zur Erstellung einer Checkliste für die Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) des Saarlandes wurde im Mai 2008 im Niedtal auf einem teilweise verbuschten Halbtrockenrasen eine Malaise-Falle ausgebracht. Diese Malaise-Falle erbrachte nun unerwartet den Erstnachweis der sehr seltenen FFH-Anhangsart Anthrenochernes stellae für das Saarland.
Ein Exemplar dieser seltenen Pseudoskorpionart hing am Hinterbein einer Schwebfliege (Myathropa florea). Die Art ist nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (Anhang II) geschützt. 

Eine Publikation in den Abhandlungen der DELATTINIA ist für Band 35 vorgesehen. 

Autor(en): 

Axel Ssymank, Christoph Muster

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Die Felsenspringer von Hammerstein - Schau mir in die Augen.....

Datum: 

31.03.2008

Ort: 

Saar-Nahe-Bergland

Eine der Lichtfangstationen bei der für den 23.05. 2008 (bzw. 30. 05. 2008) geplanten Nachtfalterbeobachtung des gesamten Nahetales von der Quelle bis zur Mündung soll bei Hammerstein nahe Idar-Oberstein eingerichtet werden. Da die Xerothermstandorte des Nahetals auch für meine arachnologische Erforschung Südwestdeutschlands einen Arbeitsschwerpunkt darstellen und ich den Standort noch nicht kannte, habe ich mir die Felsenkuppe am letzten Wochenende im März 2008 angesehen.

Bedingt durch den ungünstigen Wetterverlauf in diesem Jahr, und der Exkursionstag läßt sich da nahtlos einreihen, war bezüglich der Spinnenfauna jedoch noch "nichts los", so dass ich mich etwas intensiver einer wenig beachteten Artengruppe widmen konnte, den Felsenspringern aus der Familie der Machilidae.

Es handelt sich hierbei um eine urtümliche Insektengruppe ohne Flügel, die an Felsstandorten oder in sonstigen steinigen Lebensräumen vorkommen. Charakteristisch sind drei Schwanzanhänge (Cerci) am Hinterleib und zwei lange, beinartige Kiefertaster am Kopf. Die Antennen sind lang. In Zentraleuropa kommen ca. 15 Arten vor.

Am Standort konnte ich zwei Arten feststellen, die im Gelände durch ihre sehr unterschiedliche Größe erkennbar waren.

Machilis germanica

Lepismachilis y-signata Machilis germanica Lepismachilis y-signata Augenmuster
Bei der großen Art handelt es sich um Machilis germanica. Man erkennt gut die gefleckten, grünlichen und sehr große Augen mit den schuhsohlenförmigen, rötlichbraunen Ocellen darunter. Die kleine Art ist Lepismachilis y-signata. Die Augenfärbung mit Y-Muster ist unverkennbar und eindeutig.


Fundorte von Machilis germanica sind (H. Sturm 1980, 2001):

Neuwied (Ruine Hammerstein), Koblenz (Laubachtal), Rossel (bei Rüdesheim). Rheintal von Istein bis zum Siebengebirge, Moseltal, Spitzberg bei Tübingen, Donautal bei Ulm und Regensburg, Hamm/Westfalen.
In den Niederlanden wurde die Art bei Nijmegen (leg. H. Wijnhoven) sowie bei Maastricht an der Maas gefunden.


Bei einem 2. Besuch am 12.04.2008 waren nur noch Lepismachilis zu finden und daneben ein Vertreter einer sehr ähnliche Artengruppe, der Fischchen (Zygentoma: Lepismatidae). Die Fischchen wurden früher auf Grund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit den Felsenspringer in der Ordnung der Thysanura (Borstenschwänze) zusammengefaßt. In Europa soll es ca. 6 Arten geben.

  Weitere Funde von Felsenspringern im Saar-Nahe-Bergland:

Sperrenkopf bei Kronweiler, 12.04.2008:
  Lepismachilis y-signata

Prallhang der Nahe bei der Schleifmühle (Nohen), 26.04.2008:

Neben den üblichen, unifarbenen Exemplaren gab es hier auch schön gemusterte Tiere.
  Lepismachilis y-signata Lepismachilis y-signata Hüttwiesberg nördl. Mittelreidenbach, 14.06.2008:

Auf den Konglomeratfelsen des Hüttwiesbergs an den Hängen des Reidenbaches, einem Seitentälchen der Nahe war im Juni Machilis germanica die vorherrschende Felsenspringer-Art. Lepismachilis y-signata war dagegen eher selten.
  Machilis germanica
Als Trivialnamen schlage ich für diese Art "Schielender Felsenspringer" vor, da mir diese Bezeichnung gegenüber der einfachen Übersetzung des wissenschaftlichen Namens ins Deutsche, also "Deutscher Felsenspringer", sehr viel zutreffender erscheint. Der schwarze Fleck entsteht anscheint durch Interferenzen. Er erscheint nämlich auf den Fotographien je nach Kameraposition jeweils an anderer Stelle in einem der beiden Augen.
  Lepismachilis y-signata  

Nachtrag 2010: Nachweiskarten **Herzlichen Dank an Hay Wijnhoven für die Unterstützung bei der Determination und für die Informationen zur Faunistik.

Literatur: 

Sturm, H. (2001): Verzeichnis der Felsenspringer (Archaeognatha (=Microcoryphia)) Deutschlands. Entomofauna Germanica 5 (2001) - S. 3-5.

Autor(en): 

A. Staudt

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Die Mauerspinne Dictyna civica besiedelt auch die Ortschaften des Saarlandes.

Datum: 

25.08.2007

In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Arachnologe Rudolf Braun auf eine kleine Spinne, Dictyna civica, aufmerksam, die auffällige Netze an Hausfassaden anlegt. Die daraufhin einsetzende Kartierung ergab eine weite Verbreitung der Art in den Wärmegebieten Deutschlands. Als nördlicher Arealrand konnte Bad Neuenahr ermittelt werden. Danach geriet die Art wieder in Vergessenheit.
Erst Anfang des 21. Jahrhunderts machte sie wieder von sich reden. Malerbetriebe schlugen Alarm und eine harmlose Spinne wurde zum "Schädling" erklärt.
Schließlich musste sich sogar der Landtag von Baden-Württemberg mit dem Spinnchen beschäftigen.

 

Dictyna civica - Verbreitung in 1950-1959
Verbreitung von
Dictyna civica im Zeitraum 1900-1959

(alle Meldungen stammen aus den 1950er Jahren
= gelbe Fundpunkte)
aktuell bekannte Verbreitung von
Dictyna civica
   
Auch im Saarland ist die Art der Arachnologie lange Zeit entgangen. Nach dem Erstfund im August 2007 am zentralen Kreisverkehr in Saarlouis stellte sich sehr schnell heraus, dass sie im Saarland weit verbreitet ist und vor allem im Saartal stellenweise ganze Straßenschluchten besiedelt. Besonders sehenswert (natürlich nur für den Spinneninteressierten, die Anwohner werden sich weniger freuen) ist z.B. die Herrenstraße in Saarlouis-Roden.
   
Dictyna civica

Foto: Dictyna civica-Kolonie an einer Fassade in Diefflen/Saarland


Erste Nachweise mit GoogleMaps: http://www.spiderling.de/civica/Dictyna_civica.htm

Literatur: 

Billaudelle, H. (1957): Zur Biologie der Mauerspinne Dictyna civica (H. LUC.) (Dictynidae: Araneida). Z. angew. Entomol. 41: 475-512.
Braun, R. (1956b): Zur Spinnenfauna von Mainz und Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Gonsenheimer Waldes und Sandes. - Jb nass. Ver. Naturkde 92: 50-79.
Braun, R. (1957): Die Spinnen des Rhein-Main-Gebietes und der Rheinpfalz. - Jb.nass. Ver. Naturkde 93: 21-95.
Hertel, R. (1968): Über das Auftreten der südeuropäischen Spinne Dictyna civica (H.LUC.) in Dresden (Dictynidae, Araneida). - Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 44: 89-94, Leipzig.
Heinz, M. (2001): Vorkommen und Biologie synanthroper Webspinnen (Araneae) in Nordbaden. - Staatsexamensarbeit, Universität Heidelberg, 150 S.

Autor(en): 

A. Staudt

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