Delattinia News

Fund des Roten Waldvögleins Cephalanthera rubra an der Hetschermühle

Datum: 

29.05.2007
Im Saarland waren im Verlaufe des letzten Jahrhunderts aus ca. 17 Minutenfeldern (ca. 1x2 km große Rasterflächen) Funde dieser hübschen Orchideenart bekannt geworden. Intensive Nachsuchen durch mehrere Botaniker und Naturfreunde an den bekannten alten Fundstellen im Moselgau, im Niedgau und am Wolferskopf, sowie in den südöstlichen Muschelkalkgebieten des Saarlandes sind in den vergangenen Jahren jedoch erfolglos geblieben, so dass die Art aktuell als verschollen galt.

Ende Mai entdeckten nun Wanderer im Bereich der Hetschermühle bei Eimersdorf drei Exemplare des Roten Waldvögleins an einem wenig genutzten Waldweg.
Cephalanthera rubra

Foto: Cephalanthera rubra an der Hetschermühle bei Eimersdorf

 

Peter Steinfeld schreibt uns zum aktuellen Fund:
Die Fundstelle an der Hetscher Mühle geht bis auf das 19. Jahrhundert zurück - entdeckt hat sie wohl Zuckerbäcker Schuhler aus Merzig. Im Rheinischen Herbar in Bonn liegt auch ein entsprechender Beleg von dort (-->Herbarbeleg zeigen). Auf dem Etikett des Herbarbelegs steht als Fundort der "Gerlfanger Wald". Wenn man sich die Karte ansieht, kann das eigentlich nur der Ottenschlagwald sein (liegt zwischen Gerlfangen und der Hetscher Mühle). Leider enthält die Schede kein Funddatum. Gesammelt hat die Pflanze "Johann Schuhler" (Zuckerbäcker in Merzig).
Die ältesten Belege von Schuhler, die ich gesehen habe, wurden 1867 gesammelt, die letzten 1890/91. Danach keine mehr, vermutlich ist er Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts verstorben. Es sprechen noch einige andere Indizien dafür, so erwähnt F. Wirtgen (Ende der Neunziger) in einem Artikel über Pflanzenfunde u.a. auch Schuhler (mit der Angabe verstorben).
Also können wir davon ausgehen, dass die Pflanzen wohl vor 1891 gesammelt wurden. Die Schede hat übrigens F. Wirtgen geschrieben (Schuhlers Orignale waren zumeist kleine Zettel mit Bleistift gekritzelt).

Im Saargau hat vermutlich Pfarrer Schmitt (Dillingen) als erster C. rubra gefunden: "Fickinger Wald" (Skript 1847).
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Im Südostsaarland habe ich seit knapp zwanzig Jahren keine Pflanze mehr gesehen.
Die letzten Pflanzen blühten im Wald bei Fechingen (nördl. des Wohngebietes Nachtweide), wo sie schon Ruppert und Freiberg gesammelt haben (auch hier liegen Herbarbelege vor). Mitte der achtziger Jahre wurden 4 oder 5 Pflanzen ausgegraben, seitdem habe ich selbst dort nur noch ein steriles Expl. gefunden - es könnten aber trotzdem noch weitere vorhanden sein.
Vergeblich gesucht: am Schafeck bei Eschringen (Angabe Sauer aus den Siebzigern), im Wald oberhalb Bebelsheim (auch hier noch in den Siebzigern, mittlerweile waldbaulich verändert), im nördl. Sitterswald bei Blieskastel (Angabe Wolff, Gelände waldbaulich verändert), Hochwald oberhalb der Badstube (schon Kremp, aber später auch andere Beobachter - allerdings nicht mehr seit den achtziger Jahren, obwohl das Gelände noch günstig wäre), Wald oberhalb des Unterhofes bei Altheim (Angabe Trutzer aus dem 19. Jahrhundert, in Frage kommende Stellen sind noch vorhanden), "Kleinblittersdorfer Berg" (alte Angabe von F. Wirtgen mit Herbarbeleg), Gersheim oberhalb des Gipsbruches (verbrieft noch in den Siebzigern, Pflanzen wurden geräubert).
Bei Ruppert (1938) finden sich noch weitere Hinweise, so "Wittersheim u. Herbitzheim". Ein Wanderer hat mir auch mal glaubhaft versichert, dass er vor vielen Jahren die Art im Wald oberhalb Bliesmengen-Bolchen gesehen habe und Herr Eschenbaum hat mir versichert, dass in seiner Jugend auch einige Pflanzen bei Böckweiler im südl. Zipfel des Hengsthochwaldes gestanden haben.
Vermutlich war die Art früher im Bliesgau durchaus zerstreut in den Kalkbuchenwäldern verbreitet.

Aktuell wächst die Art noch bei Grossblitterdorf am Battenberg (max. 15 Pflanzen), bei Schweyen am Kleinbirk (max. 20 Pflanzen, hier schon vom alten Schultz angegeben!), in den Neunzigern auch noch im "Buchwäldchen" oberhalb Contwig unmittelbar an der A8. Gesehen habe ich die Art auch im lothringischen Grenzgebiet des Moselgaues im "Bois de Hufels" (1994 etwa 10 Pflanzen).

Thomas Schneider kennt im Ottenschlagwald in der Nähe der Hetschermühle seit ca. 1982 eine Fundstelle mit 1-10 Exemplare. Diese Stelle liegt ca. 340 m vom jetzigen Fund entfernt im gleichen Waldgebiet. Auch am Wolferskopf konnte er 2006 wieder ein steriles Exemplar beobachten. Er schreibt weiter:
Auch im Köhlenbüsch (Moselgau bei Perl) gibt es noch eine schöne Population, meist 3 - 8 blühende Pflanzen, zuletzt im Jahr 2005 gesehen.
Im Huntinger Wald (Bois de Hunting, 6504/321) hat vergangenes Jahr Herr Dierstein einige Pflanzen gesehen.
Schon seit den Stürmen von 1990 habe ich keine Pflanzen mehr im Rabüscheck/Oberstwald und im Billig gesehen. Auch die Fundstellen im Atzbüsch und im westlichen Köhlenbüsch konnte ich nicht mehr bestätigen.
Das gleiche gilt für die Fundstelle im Quellgebiet des Wolfsbaches im Wolferskopfgebiet, hier zuletzt Anfang bis Mitte der 1990er Jahre steril.

Autor(en): 

A. Staudt

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Fund einer weiteren Rarität in der Piesbacher Sandgrube: Osmunda regalis, der Königsfarn.

Datum: 

15.05.2007

Ort: 

Piesbacher Sandgrube


Osmunda regalis
Foto: Osmunda regalis, der Königsfarn


Am 15. Mai 2007 wollte sich S. Maas in der alten Piesbacher Sandgrube den Fortgang der dortigen Biotoppflegemaßnahmen durch die Gemeinde Nalbach ansehen und machte dabei erneut einen sensationellen Fund.

Diesmal sind es 2 Exemplare des Königsfarns Osmunda regalis.

Es drängt sich die Frage auf, ob eine solche Häufung von echten Raritäten an einem, wenn auch zugegebenermaßen gut passenden Standort, weit abseits der heutigen Verbreitungsgebiete dieser Arten im Saarland, wirklich indigen sein kann oder ob es sich hierbei um eine absichtliche oder unabsichtliche Ansalbung handelt?

Hierzu eine kleine Zusammenstellung der Fakten:

Pinguicula vulgaris: Neu für das Saarland, nächstgelegene Standorte in höheren Lagen der Eifel, des Schwarzwaldes und der Vogesen, alle >150 km Luftlinie entfernt, keine Vorkommen im Hunsrück.

Drosera rotundifolia: Im Verlauf der letzten 40 Jahre wurden 3 Vorkommen im Saarland registriert. Kleine Verbreitungsgebiete gibt's darüber hinaus im angrenzenden Hunsrück und der Pfälzer Moorniederung. Die Art wurde allerdings in früherer Zeit auch im Litermontgebiet gefunden.

Lycopodiella inundata: Auch bei dieser Art wurden seit 1970 insgesamt 3 Vorkommen im Saarland bekannt. Aktuell galt die Art aber als verschollen.

Huperzia selago: 5 Vorkommen im Saarland

Osmunda regalis: 3 Vorkommen im Saarland

 

Autor(en): 

A. Staudt, S. Maas

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Nachtrag zu: Wiederfunde verschollen geglaubter Arten im mittleren Saarland vom Mai 2006 Drosera rotundifolia, Lycopodiella inundata und Neufund von Pinguicula sp. für das Saargebiet

Datum: 

26.03.2007

Ort: 

Piesbacher Sandgrube

Nachtrag zu dem Bericht vom  03. Mai 2006.


Ende Mai 2006 waren die Pflanzen am blühen und konnten als Pinguicula vulgaris (Gewöhnliches Fettkraut) bestimmt werden:

Pinguicula vulgaris

Foto 1: Pinguicula vulgaris, das "Gewöhnliche" Fettkraut

 

Pinguicula vulgaris

Foto 2: Pinguicula vulgaris

 

Das folgende Foto soll verdeutlichen, dass es sich keineswegs nur um wenige Pflanzen, sondern um einen ansehnlichen Bestand handelt. Sehr schön sind auf den Fotos auch die besonderen Standortverhältnisse zu erkennen. Offenbar bevorzugt das Fettkraut (ebenso wie der Sumpfbärlapp, Lycopodiella inundata) fast ganzjährig wasserdurchrieselte, sandige Rohbodenflächen, wobei sommerliche Trockenperioden offensichtlich nicht schaden.

Trotz dieser extremen Verhältnisse ist der Lebensraum keineswegs stabil, sondern durch Sukzession mit Sandbirke, Waldkiefer und anderen Pioniergehölzen bedroht.

 

Pinguicula vulgaris

Foto 3: Pinguicula vulgaris - Bestand in einer aufgelassenen Sandgrube bei Piesbach

 

Asplenium (Phyllitis) scolopendrium (L.) Newm. Neufund für das südwestliche Saarland

Datum: 

02.01.2007
Auf dem Blatt 6706 (Minutenfeld 415) Ludweiler im Völklinger Stadtteil Geislautern wurde die Hirschzunge Asplenium (Phyllitis) scolopendrium gefunden.

Der kleine, aber vitale und fertile Bestand siedelt in den Fugen eines mit Sandsteinen verkleideten Bahndurchlasses über der Straße Im Bruch. Er beschränkt sich auf die nordwest-exponierte Seite, die zudem durch die vorgemauerte Abböschung vor Sonneneinstrahlung geschützt ist (siehe Übersichtsabbildung). Im daneben sowie davor und dahinter fließenden Eberbach, dessen Bachbett in diesem Bereich ebenfalls senkrecht abgemauert ist, ließen sich bislang keine weiteren Exemplare nachweisen.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Ansiedlung aus einer Verschleppung handelt, da die Art auch in Gärtnereien vertrieben wird.

Asplenium scolopendrium  in Geislautern
Abb.1: Fundort von Asplenium scolopendrium im Völklinger Stadtteil Geislautern

 
Asplenium scolopendrium in Geislautern
Abb. 2: Detail (Aufnahme: Marga Lösch)

Autor(en): 

Marga Lösch

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