Delattinia News

Zwei neue Fundstellen von Lithospermum purpureo-caeruleum im saarländischen Niedgebiet

Datum: 

10.05.2006

Lithospermum purpureo-caeruleum


Während einer Begehung im Niedgebiet konnte der Autor an zwei bisher nicht bekannten Stellen den Blauroten Steinsamen nachweisen. Eine Fundstelle liegt im östlichen Teil des Prallhang der Niedschleife. Am Oberhang steht hier der Trochitenkalk oberflächlich an. Über den flachgründigen Rendzinen stockt ein gut ausgeprägter Orchideen-Buchenwald, in dem am 10. Mai über 300 Orchis purpurea in Vollblüte waren. An einer lichten Stelle (Foto unten) fanden sich auch einige Triebe von Lithospermum p.-c., die leider nicht blüten. In der Niedschleife sind mit diesem Fund mindestens 4 Vorkommen des Blauroten Steinsamens bekannt, die sich über 4 Rasterfelder des Kartierung der Farn- und Blütenpflanzen des Sarlandes erstrecken (6605/145, 6605/231, 6605/411).


Foto: Lebensraum von Lithospermum in der Niedschleife

Eine größere Überraschung war dagegen der Fund der Art in einem kleinen Nebentälchen des Ihner Baches gegenüber des Sudelfelsenes (6605/412). Der Steinsame wächst hier im Mantel und innerhalb eines Eichen-Elsbeeren-Buschwaldes (Galio-Carpinetum / Lithospermo-Quercetum). Während die Pflanzen im Buschwald alle steril waren, zeigten sie sich im Mantel zu den angrenzenden Kalk-Halbtrockenrasen in schönster Blüte (Foto unten). Bei Begängen der Lokalität 1995 und 1998 konnten hier noch keine Pflanzen des Steinsamens nachgewiesen werden. Es ist zumindest anzunehmen, das das Vorkommen sich seit dieser Zeit erheblich ausgedehnt hat, oder dass es sich um eine Neuansiedlung handelt.

Neben den oben genannten Fundstellen ist der Steinsame im deutschen Teil des Niedtals noch vom Heiligenkopf bei Eimersdorf bekannt (6605/124)

Lithospermum-Wald
Foto: Lithospermun im Ihner Bachtal Höhe Sudelfelsen

Autor(en): 

Th. Schneider

Wiederfunde verschollen geglaubter Arten im mittleren Saarland: Drosera rotundifolia, Lycopodiella inundata und Neufund von Pinguicula sp. für das Saargebiet.

Datum: 

13.04.2006

Ort: 

Piesbacher Sandgrube

Beherrschende Art am Fundort, einem wasserüberrieselten Sandboden-Pionierstandort ist ein dicht am Boden kriechender Bärlapp, der nach dem Fund zahlreicher Pflanzen mit Sporangienähren als Lycopodiella inundata identifiziert werden konnte. Der Gesamtbestand dürfte 15-20 Ar groß sein. Für einige Verwirrung sorgte das gleichzeitige Vorkommen des Keulen-Bärlapps, Lycopodium clavatum, der im Detail betrachtet jedoch etwas trockenere Stellen bevorzugt.

Lycopodiella inundata
Foto: typische Wuchsform von Lycopodiella inundata
Lacododium clavattum
Foto: typische Wuchsform von Lycopodium clavatum
Foto: vorjährige Sporangienähren von Lycopodiella inundata Foto: vorjährige Sporangienähren von Lycopodium clavatum
   
Bei der Entdeckung des Standorts Anfang April 2006 fielen beiden Autoren (unabhängig voneinander) an einem kleinen Gerinne kleine Pflänzchen bzw. "Brutknospen" auf, die A. Staudt (11.04.06) nicht zuordnen konnte und die S. Maas (13.04.06) aufgrund seiner Erfahrungen von Exkursionen in die Vogesen und in den Alpenraum für Fettkraut Pinguicula sp. hielt.
Pinguicula-Knospe Pinguicula
Foto: Pinguicula sp. am 11. April 2006 Foto: Pinguicula sp. am 03. Mai 2006
   
Am 03. Mai 2006 kontrollierte S. Maas den Bestand der "potentiellen" Pinguicula (wobei beim derzeitigen Entwicklungsstadium der Pflanzen an der Diagnose Pinguicula wohl kein Zweifel mehr besteht) und machte dabei eine weitere überraschende Entdeckung (da die Stelle gleich von zwei erfahrenen Botanikern mehrfach in den letzten Wochen begutachtet wurde): Im Randbereich eines weiteren Gerinnes wachsen 50-100 Drosera rotundifolia.
Und auch die "wenigen Pflanzen" von Pinguicula mauserten sich in der Zwischenzeit zu einem ansehnlichen Bestand von 50-100 Pflanzen.
Drosera rotundifolia
Foto: Sonnentau, Drosera rotundifolia
 
 
Foto: Fettkraut, Pinguicula sp., wie der Sonnentau eine fleischfressende Pflanze
 
Foto: Sonnentau, Drosera rotundifolia bei der Mahlzeit
 
Die Fundlokalität wird ausnahmsweise an dieser Stelle nicht mitgeteilt, da der Standort sehr trittempfindlich ist und zahlreiche Besuche von interessierten Naturfreunden wohl nicht verkraften würde.

Autor(en): 

A. Staudt, S. Maas

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20. Möbel Martin Naturschutzpreis geht an die DELATTINIA

Datum: 

15.11.2005

Auszug aus der Möbel Martin Homepage:


Sie erforschen die Tier- und Pflanzenarten unserer Heimat
- 20. Möbel Martin Naturschutzpreis geht an DELATTINIA-Arbeitsgemeinschaft

- Wo leben im Saarland Gelbbauchunken?
- Wie kann dem seltenen Braunen Eichenzipfelfalter in den Wäldern des Warndts geholfen werden?

Die Mitglieder der DELATTINIA, der Arbeitsgemeinschaft für tier- und pflanzengeographische Heimatforschung im Saarland, bringen derartige Fragen keinesfalls in Verlegenheit: Die Experten kennen sich aus in der heimischen Natur. Seit Jahrzehnten erforschen und dokumentieren sie die Tier- und Pflanzenarten der Region. Ein beispielhaftes Engagement, das jetzt mit dem 1. Preis und 4000 Euro Preisgeld bei dem zum 20. Male ausgelobten Möbel Martin Naturschutzpreis gewürdigt wurde.


Foto: Prof. Dr. R. Mues nimmt im Beisein von Minister Mörsdorf den Preis von Dr. Silvia Martin entgegen

"Nur was man kennt, kann man auch wirksam schützen. Daher ist die Erfassung und Dokumentation der biologischen Vielfalt einer Region unverzichtbare Grundlage für jede Art von Naturschutzaktivitäten", so Prof. Dr. Josef Reicholf, Ökologe, Publizist und Leiter der Zoologischen Staatssammlung in München über den Gewinner des 20. Möbel Martin Naturschutzpreises. Reichholf nahm zusammen mit der geschäftsführenden Gesellschafterin von Möbel Martin, Dr. Silvia Martin, und dem saarländischen Umweltminister Stefan Mörsdorf im Einrichtungshaus von Möbel Martin in Ensdorf die Preisverleihung vor.

Der 1. Preisträger überzeugte die Jury durch ein breites Spektrum von Aktivitäten und Projekten, die alle auf Nachhaltigkeit angelegt sind. So hat die DELATTINIA die neuen Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten mit erarbeitet. Diese Roten Listen sind die Basis sowohl für spezielle Artenschutzprogramme als auch die Ausweisung von Schutzgebieten. Viele Arten sind indessen auch Indikatoren für den Klimawandel. Auch hier sind Experten mit profunden Artenkenntnissen gefordert.

Der Verein, der derzeit etwa 320 Mitglieder hat, wurde bereits 1968 gegründet. Sein Name DELATTINIA ist übrigens abgeleitet von Prof. Dr. Gustaf de Lattin, der von 1960 bis 1968 den Lehrstuhl für Zoologie an der Universität des Saarlandes inne hatte. Für besonders bemerkenswert hält die Jury, dass die DELATTINIA ihre Aktivitäten zur Erfassung von Blütenpflanzen, Moosen, Pilzen, Vögeln, Lurchen, Schmetterlingen, Libellen und vielen anderen Artgruppen in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet hat.
Dagegen sind andernorts Projekte zur Dokumentation der biologischen Vielfalt in der jüngsten Zeit dem Rotstift zum Opfer gefallen. "Die vielen jungen wie erfahrenen Wissenschaftler, die in der DELATTINIA ehrenamtlich mitarbeiten, setzen diesem Trend ihr großes persönliches Engagement entgegen", so die Jury. Zu den aktuellen Projekten der Arbeitsgemeinschaft gehört die Erstarchivierung und Neuetablierung der naturwissenschaftlichen Sammlungen am Zentrum für Biodokumentation (ZfB) in Landsweiler-Reden. Im Rahmen dieses Projektes soll die gesamte Flora und Fauna des Saarlandes jedermann digital über das Internet zugänglich gemacht werden.

Die DELATTINIA zieht sich bei alledem nicht in den Elfenbeinturm der Wissenschaft zurück: Mit ihrem einmal jährlich durchgeführten Tag der Artenvielfalt, verschiedenen Ausstellungen und einem vielfältigen Jahresprogramm richtet sie sich auch an interessierte Laien.

Autor(en): 

A. Staudt

Zur Bestandssituation des Fransen-Enzians (Gentianella ciliata) in der Gemeinde Schmelz

Datum: 

16.10.2005

Ort: 

Gemeinde Schmelz

Während der floristischen Raster-Kartierung der Gemeinde Schmelz Anfang der 80er Jahre konnte ich auf den warmen Vulkaniten im Bereich des Ortsteils "Außen" auch den Fransen-Enzian an mehreren Stellen nachweisen (Atlas der Gefäßpflanzen von Schmelz).
Bis zu diesem Zeitpunkt galt der Fransen-Enzian als typisches Florenelement der Muschelkalklandschaften des Saarlandes, Funde außerhalb des Kalkes waren (im Saarland) nicht bekannt.
Die Verbreitungskarte belegt die Art zwar für zehn 500x500m Raster, im Grunde handelte es sich dabei jedoch lediglich um 3 größere, und deutlich voneinander getrennte Vorkommenszentren, von denen aus Einzelexemplare in die benachbarten Raster streuten. Ein Zentrum lag nordwestl. des Gischbergs in der Nähe des Konnegenhofs (1), eines am Westrand von Außen im Streuobstgürtel (2) und ein weiteres an der alten Verbindungsstraße zwischen Außen und Michelbach (3). In allen Fällen handelte es sich um Mesobrometen auf basischem Vulkanit.

2005, also mehr als 20 Jahre nach diesen Funden, stellt sich die Bestandssituation wie folgt dar:
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1) Das Vorkommen am Konnengenhof (seinerzeit mit über 100 Exemplaren das größte Vorkommen in der Gemeinde) scheint erloschen, obwohl die Fläche heute FFH-Gebiet ist. Als Ursache kommt hauptsächlich eine massive Nutzungsintensivierung (Gülledüngung, frühe Mahd usw.) in Frage, die am gleichen Standort bereits zum Verlust eines Orchideenvorkommens geführt hat (Orchis morio - in den 80er Jahren bis zu 1000 Exemplaren, 2005 - 0 Ex.).

2) Das Vorkommen am Westrand von Außen besteht noch aus 2 Teilpopulationen (G'hannsberg - 1 Ex., Am Wirts-
berg - 53 Ex.(+12) ). Im betrachteten Zeitraum ist die Nutzung im wesentlichen gleich geblieben.

3) Das Vorkommen zw. Außen und Michelbach scheint erloschen. Bereits zum Zeitpunkt der Entdeckung war der Hang brachgefallen. Heute dürfte der Deckungsgrad der Gebüsche bereits 70% betragen.
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Wir haben es hier also mit einer geradezu "klassischen" Situation zu tun. Die Hauptgefährdungsursachen sind Nutzungsintensivierung und Nutzungsaufgabe, während eine gleichbleibend extensive Grünlandnutzung der Art das Überleben ermöglicht.

Da der Verlust von 2/3 der bekannten Vorkommen als gravierend gewertet werden muss, der verbleibende Rest zudem nur noch eine Einzelpopulation darstellt, und als Risikofaktor die Tatsache hinzukommt, dass der Fransen-Enzian als überwiegend zweijährige Art auf regelmäßige Vermehrung durch Samen angewiesen ist, erscheint mir die Einstufung als "stark gefährdet" (Bezugsraum Schmelz, bzw. Naturraum Prims-Hochland) als gerechtfertigt.


23.10.2005: Obwohl 2005 ein "gutes" Jahr mit reicher Blüte für den Enzian in der Gemeinde Schmelz war, wird dies keinen positiven Einfluß auf die Samenbank im Boden haben, denn die Wiese am Wirtsberg wurde in der Woche vom 16.10 - 23.10. nochmals gemäht, so daß die Samenproduktion für 2005 nahe Null liegen dürfte.

 

Autor(en): 

A. Staudt

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