Delattinia News

Wiederfund von Eleocharis ovata (ROTH) ROEM. & SCHULT. im Saarland

Datum: 

20.06.2006

Ende Juni 2006 gelang bei St. Ingbert ein Wiederfund von Eleocharis ovata. Fundort ist ein seit Frühjahr 2005 unbespannter Weiher in einer breiten Talaue. Eine Zählung ergab 124 Horste die einzelnen bis in Gruppen vorkommen.
Die Eiförmige Sumpfbinse ist Charakterart des Elatino-Eleocharitenion ovatae, eines Unterverbandes der Zwergbinsen-Gesellschaften (Isoëto-Nanojuncetea). Am Fundort stehen die Horste in einem Dominanzbestand von Juncus bulbosus ssp. bulbosus.


Abb. 1: Blick über die Fundstelle, ein unbespannter Fischweiher. Im Vordergrund Juncus bulbosus ssp. bulbosus, im Hintergrund Juncus effusus

Die eurasiatisch-kontinental beheimatete Art kommt im Westen Deutschlands fast nur im Schichtstufenland vor. In der Norddeutschen Tiefebene ist sie nur im Süden Brandenburgs und in Sachsen häufiger (Rote Liste D: Stufe 3).
Die Eiförmige Sumpfbinse zählt zu den am seltesten zu beobachtenden einheimischen Pflanzen in der saarländischen Flora (Rote Liste SL: 1). Sie gilt als eine typische Art der Vegetation von Böden abgelassener Fischteiche. Im vergangenen Jahrhundert lagen zwischen den wenigen Fundmeldungen stets Zeiträume von 10 - 25 Jahren.

Auch in den Nachbarregionen ist sie überaus selten.
Für Luxemburg wird die Eiförmige Sumpfbinse in der Roten Liste mit "R, extrem selten" angegeben (COLLING 2005). Für den Trierer Raum existieren aus dem 19. Jahrhundert zwei lokalisierte Fundangaben sowie aus dem 20. Jahrhundert zwei Angaben von denen nur der Quadrant bekannt ist (R. Hand, H. Reichert, brfl. Mitt.). Dem Nahetal fehlt Eleocharis ovata (R. Fritsch, brfl. Mitt.). In der "Flora der Pfalz" geben LANG & WOLFF (1993) rezente Nachweise in 12 Quadranten an; neun davon in einem zusammenhängenden Areal südwestlich und nordöstlich um Kaiserslautern, 2 weitere im südlichen Pfälzerwald. Der 12. liegt außerhalb der Pfalz bei Bannstein. Im Bitscher Land liegt der einzige rezente, dem Autor bekannt gewordene Nachweis in Lothringen (Dept. Moselle).

Eleocharis ovata
Abb. 2: Eleocharis ovata, die Eiförmige Sumpfbinse, Wuchshöhe 18 cm

Die Fundorte der lange erloschenen Altnachweise im Saarland beschränken sich mit einer Ausnahme auf die westpfälzisch-saarländische Moorniederung und deren geomorphologischer und klimatischer Fortsetzung über die St. Ingberter Senke hinaus nach Südwesten bis in den Warndtwald.
Die wohl älteste Erwähnung findet sich bei GOLDENBERG (1835): Drahtzugweiher bei Saarbrücken. SCHULTZ (1845) erwähnt Limbach und Kirkel mit den Fundstellen Marx-, Langen- und Neuhäuseler Weiher (bereits Bruch bekannt) und ebenfalls Saarbrücken. Auch LUDWIG (1914) nennt Angaben für Saarbrücken "Zu suchen; früher am Deutschmühlen- und Drahtzugweiher". (Gewährsmann Wilhelm Beck). RUPPERT (1925) fand die Art an den beiden nur 1 km auseinander liegenden Weihern wieder vor. Alle Regionalfloren des 19. und 20. Jahrhunderts zitieren, aus Mangel an rezenten Nachweisen, immer wieder diese Fundorte
(z.B. ANDRES 1911).
MÜLLER (1954) sah die Eiförmige Binse (wohl zwischen ca. 1940-1950) im "nur wenig gefüllten" Sägeweiher im Geißbachtal bei Niederwürzbach. Als Begleiter erwähnt er Isolepis setacea, Eleocharis acicularis sowie das einzige im 20. Jahrhundert bekannt gewordene (bis dato letzte und lange erloschene) Vorkommen des Sechsmännigen Tännels (Elatine hexandra) im Saarland. HAFFNER (1964) gibt an: Eleocharis soloniensis MANSF.: "Sehr selten im Saarland. So zwischen Dillingen und Merzig in der Saaraue sehr selten".
Nur wenig entfernt vom Geisßbachtal fand 1982 Ulf Heseler ein Vorkommen in einer Sandgrube bei der Geistkircher Kapelle nahe Rohrbach. In dessen Nähe wurde 1983 ein zweites Vorkommen entdeckt (SAUER 1993).

Literatur: 

ANDRES, H. (1911): Flora von Eifel und Hunsrück. - 381 S., Wittlich.

COLLING, G. (2005): Red List of the Vascular Plants of Luxembourg. - In: www.mnhn.lu/recherche/ferrantia/publications/
Ferrantia42.pdf, Luxembourg.

GOLDENBERG, F. (1835): Grundzüge der geognostischen Verhältnisse und der vorweltlichen Flora in der nächsten Umgebung
von Saarbrücken. ( Manuskript, Archiv des Ludwigsgymnasiums in Saarbrücken, Abschrift.

HAFFNER, P. (1964): Pflanzensoziologische und pflanzengeographische Untersuchungen in den Talauen der Mosel, Saar, Nied,
Prims und Blies.- In: Kremp, W. (1964): Untersuchungsergebnisse aus Landschafts- und Naturschutzgebieten im
Saarland. Naturschutz und Landschaftspflege im Saarland.- Bd. 3: 7-65, Saarbrücken.

LANG, W. & P. WOLFF (1993): Flora der Pfalz, Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen für die Pfalz und ihre
Randgebiete. ( Veröff. Pfälz. Ges. Förd. Wiss., Bd. 85, 444 S., Speyer.

LUDWIG, A. (1914): Die Gefäßpflanzen von Forbach und Umgebung. (. Teil. ( Beilage zum Jahresbericht der Oberrealschule
zu Forbach, Lothringen, 42 S., Forbach.

MÜLLER, L. (1954): Flora des Kreises St. Ingbert. - In: Heimatbuch des Kreises St. Ingbert. - Hrsg.: Landrat Kreis
St. Ingbert, S. 203-218, St. Ingbert.

RUPPERT, J. (1925): Die letzten Reste einer aussterbenden Sumpf- und Wasserpflanzenflora.
In: KREMP, W. (1918): Streifzüge durch die Flora des Saargebietes. Unsere Saarheimat 11: 52-62, Saarbrücken.

SAUER, E. (1993): Die Gefäßpflanzen des Saarlandes, mit Verbreitungskarten. ( Aus Natur und Landschaft im Saarland,
DELATTINIA Sonderband 5, Hrsg.: Min. f. Umwelt und DELATTINIA, 708 S., Saarbrücken.

SCHULTZ, F. (1846): Flora der Pfalz. ( 575 S., Speyer (Nachdruck Pirmasens 1971).

Autor(en): 

Franz-Josef Weicherding

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Zwei neue Fundstellen von Lithospermum purpureo-caeruleum im saarländischen Niedgebiet

Datum: 

10.05.2006

Lithospermum purpureo-caeruleum


Während einer Begehung im Niedgebiet konnte der Autor an zwei bisher nicht bekannten Stellen den Blauroten Steinsamen nachweisen. Eine Fundstelle liegt im östlichen Teil des Prallhang der Niedschleife. Am Oberhang steht hier der Trochitenkalk oberflächlich an. Über den flachgründigen Rendzinen stockt ein gut ausgeprägter Orchideen-Buchenwald, in dem am 10. Mai über 300 Orchis purpurea in Vollblüte waren. An einer lichten Stelle (Foto unten) fanden sich auch einige Triebe von Lithospermum p.-c., die leider nicht blüten. In der Niedschleife sind mit diesem Fund mindestens 4 Vorkommen des Blauroten Steinsamens bekannt, die sich über 4 Rasterfelder des Kartierung der Farn- und Blütenpflanzen des Sarlandes erstrecken (6605/145, 6605/231, 6605/411).


Foto: Lebensraum von Lithospermum in der Niedschleife

Eine größere Überraschung war dagegen der Fund der Art in einem kleinen Nebentälchen des Ihner Baches gegenüber des Sudelfelsenes (6605/412). Der Steinsame wächst hier im Mantel und innerhalb eines Eichen-Elsbeeren-Buschwaldes (Galio-Carpinetum / Lithospermo-Quercetum). Während die Pflanzen im Buschwald alle steril waren, zeigten sie sich im Mantel zu den angrenzenden Kalk-Halbtrockenrasen in schönster Blüte (Foto unten). Bei Begängen der Lokalität 1995 und 1998 konnten hier noch keine Pflanzen des Steinsamens nachgewiesen werden. Es ist zumindest anzunehmen, das das Vorkommen sich seit dieser Zeit erheblich ausgedehnt hat, oder dass es sich um eine Neuansiedlung handelt.

Neben den oben genannten Fundstellen ist der Steinsame im deutschen Teil des Niedtals noch vom Heiligenkopf bei Eimersdorf bekannt (6605/124)

Lithospermum-Wald
Foto: Lithospermun im Ihner Bachtal Höhe Sudelfelsen

Autor(en): 

Th. Schneider

Wiederfunde verschollen geglaubter Arten im mittleren Saarland: Drosera rotundifolia, Lycopodiella inundata und Neufund von Pinguicula sp. für das Saargebiet.

Datum: 

13.04.2006

Ort: 

Piesbacher Sandgrube

Beherrschende Art am Fundort, einem wasserüberrieselten Sandboden-Pionierstandort ist ein dicht am Boden kriechender Bärlapp, der nach dem Fund zahlreicher Pflanzen mit Sporangienähren als Lycopodiella inundata identifiziert werden konnte. Der Gesamtbestand dürfte 15-20 Ar groß sein. Für einige Verwirrung sorgte das gleichzeitige Vorkommen des Keulen-Bärlapps, Lycopodium clavatum, der im Detail betrachtet jedoch etwas trockenere Stellen bevorzugt.

Lycopodiella inundata
Foto: typische Wuchsform von Lycopodiella inundata
Lacododium clavattum
Foto: typische Wuchsform von Lycopodium clavatum
Foto: vorjährige Sporangienähren von Lycopodiella inundata Foto: vorjährige Sporangienähren von Lycopodium clavatum
   
Bei der Entdeckung des Standorts Anfang April 2006 fielen beiden Autoren (unabhängig voneinander) an einem kleinen Gerinne kleine Pflänzchen bzw. "Brutknospen" auf, die A. Staudt (11.04.06) nicht zuordnen konnte und die S. Maas (13.04.06) aufgrund seiner Erfahrungen von Exkursionen in die Vogesen und in den Alpenraum für Fettkraut Pinguicula sp. hielt.
Pinguicula-Knospe Pinguicula
Foto: Pinguicula sp. am 11. April 2006 Foto: Pinguicula sp. am 03. Mai 2006
   
Am 03. Mai 2006 kontrollierte S. Maas den Bestand der "potentiellen" Pinguicula (wobei beim derzeitigen Entwicklungsstadium der Pflanzen an der Diagnose Pinguicula wohl kein Zweifel mehr besteht) und machte dabei eine weitere überraschende Entdeckung (da die Stelle gleich von zwei erfahrenen Botanikern mehrfach in den letzten Wochen begutachtet wurde): Im Randbereich eines weiteren Gerinnes wachsen 50-100 Drosera rotundifolia.
Und auch die "wenigen Pflanzen" von Pinguicula mauserten sich in der Zwischenzeit zu einem ansehnlichen Bestand von 50-100 Pflanzen.
Drosera rotundifolia
Foto: Sonnentau, Drosera rotundifolia
 
 
Foto: Fettkraut, Pinguicula sp., wie der Sonnentau eine fleischfressende Pflanze
 
Foto: Sonnentau, Drosera rotundifolia bei der Mahlzeit
 
Die Fundlokalität wird ausnahmsweise an dieser Stelle nicht mitgeteilt, da der Standort sehr trittempfindlich ist und zahlreiche Besuche von interessierten Naturfreunden wohl nicht verkraften würde.

Autor(en): 

A. Staudt, S. Maas

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20. Möbel Martin Naturschutzpreis geht an die DELATTINIA

Datum: 

15.11.2005

Auszug aus der Möbel Martin Homepage:


Sie erforschen die Tier- und Pflanzenarten unserer Heimat
- 20. Möbel Martin Naturschutzpreis geht an DELATTINIA-Arbeitsgemeinschaft

- Wo leben im Saarland Gelbbauchunken?
- Wie kann dem seltenen Braunen Eichenzipfelfalter in den Wäldern des Warndts geholfen werden?

Die Mitglieder der DELATTINIA, der Arbeitsgemeinschaft für tier- und pflanzengeographische Heimatforschung im Saarland, bringen derartige Fragen keinesfalls in Verlegenheit: Die Experten kennen sich aus in der heimischen Natur. Seit Jahrzehnten erforschen und dokumentieren sie die Tier- und Pflanzenarten der Region. Ein beispielhaftes Engagement, das jetzt mit dem 1. Preis und 4000 Euro Preisgeld bei dem zum 20. Male ausgelobten Möbel Martin Naturschutzpreis gewürdigt wurde.


Foto: Prof. Dr. R. Mues nimmt im Beisein von Minister Mörsdorf den Preis von Dr. Silvia Martin entgegen

"Nur was man kennt, kann man auch wirksam schützen. Daher ist die Erfassung und Dokumentation der biologischen Vielfalt einer Region unverzichtbare Grundlage für jede Art von Naturschutzaktivitäten", so Prof. Dr. Josef Reicholf, Ökologe, Publizist und Leiter der Zoologischen Staatssammlung in München über den Gewinner des 20. Möbel Martin Naturschutzpreises. Reichholf nahm zusammen mit der geschäftsführenden Gesellschafterin von Möbel Martin, Dr. Silvia Martin, und dem saarländischen Umweltminister Stefan Mörsdorf im Einrichtungshaus von Möbel Martin in Ensdorf die Preisverleihung vor.

Der 1. Preisträger überzeugte die Jury durch ein breites Spektrum von Aktivitäten und Projekten, die alle auf Nachhaltigkeit angelegt sind. So hat die DELATTINIA die neuen Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten mit erarbeitet. Diese Roten Listen sind die Basis sowohl für spezielle Artenschutzprogramme als auch die Ausweisung von Schutzgebieten. Viele Arten sind indessen auch Indikatoren für den Klimawandel. Auch hier sind Experten mit profunden Artenkenntnissen gefordert.

Der Verein, der derzeit etwa 320 Mitglieder hat, wurde bereits 1968 gegründet. Sein Name DELATTINIA ist übrigens abgeleitet von Prof. Dr. Gustaf de Lattin, der von 1960 bis 1968 den Lehrstuhl für Zoologie an der Universität des Saarlandes inne hatte. Für besonders bemerkenswert hält die Jury, dass die DELATTINIA ihre Aktivitäten zur Erfassung von Blütenpflanzen, Moosen, Pilzen, Vögeln, Lurchen, Schmetterlingen, Libellen und vielen anderen Artgruppen in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet hat.
Dagegen sind andernorts Projekte zur Dokumentation der biologischen Vielfalt in der jüngsten Zeit dem Rotstift zum Opfer gefallen. "Die vielen jungen wie erfahrenen Wissenschaftler, die in der DELATTINIA ehrenamtlich mitarbeiten, setzen diesem Trend ihr großes persönliches Engagement entgegen", so die Jury. Zu den aktuellen Projekten der Arbeitsgemeinschaft gehört die Erstarchivierung und Neuetablierung der naturwissenschaftlichen Sammlungen am Zentrum für Biodokumentation (ZfB) in Landsweiler-Reden. Im Rahmen dieses Projektes soll die gesamte Flora und Fauna des Saarlandes jedermann digital über das Internet zugänglich gemacht werden.

Die DELATTINIA zieht sich bei alledem nicht in den Elfenbeinturm der Wissenschaft zurück: Mit ihrem einmal jährlich durchgeführten Tag der Artenvielfalt, verschiedenen Ausstellungen und einem vielfältigen Jahresprogramm richtet sie sich auch an interessierte Laien.

Autor(en): 

A. Staudt