Delattinia News

Erster Nachweis der Rindenspinne (Cetonana laticeps) im Saarland

Datum: 

06.01.2005

Und wie es der Zufall will, hatte ich noch eine weitere Spinne unter besagtem Standbein eingesammelt, die sich ebenfalls als Erstfund fürs Saarland erwies: Cetonana laticeps ist ebenso wie Psilochorus eine nur selten gefundene Spinne. Die bekannten Fundorte lassen jedoch eine deutliche Bevorzugung der südwestdeutschen Wärme- und Trockengebiete (Mosel, Rheintal, Main- und Neckargebiet) erkennen. Die nächstgelegenen Fundstellen sind der Rosenberg bei Kobern (bei Koblenz) (leg. STAUDT) und Rockenhausen bei Kaiserslautern (leg. TAUCHERT et al., BG Natur).

Autor(en): 

A. Staudt

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Fund der Steinläuferwanze Leptopus marmoratus im Saarland

Datum: 

04.12.2004

Anfang Dezember fand ich auf der erfolgreichen Suche nach der Kugelspinne Theridion hannoniae im Schmelzer Steinbruch "Großer Horst" obige Wanzen, bei denen es sich offenbar um eine große Rarität handelt.
Wie mir der Wanzenexperte H. Kallenborn mitteilt, gibt es ein weiteres Vorkommen bei Idar-Oberstein (-->Foto von H. Günther); die genaue Fundlokalität wird jedoch geheim gehalten.

Autor(en): 

A. Staudt

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Weiterer Fund einer Marmorierten Steinläuferwanze Leptopus marmoratus im Saarland

Datum: 

04.12.2004

Der Fund einer bemerkenswerten Wanze in einem Schmelzer Steinbruch (s.u.) anfang Dezember letzten Jahres hatte natürlich zur Folge, dass ich bei der arachnologischen Untersuchung eines weiteren Steinbruchs, diesmal am "Nagelkopf" am Rand der Söterbachaue zwischen Sötern und Türkismühle auch die unter den Steinen lebenden Wanzen, und nicht nur die Spinnen, genauer musterte. Und tatsächlich, auch hier liefen Steinläuferwanzen herum! Was natürlich die Frage aufwirft, was man von der angeblichen Seltenheit der Art halten soll.

Autor(en): 

A. Staudt

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Über die Verbindung von Denkmalschutz und Biodiversität

Datum: 

17.09.2004
Foto 1: Schuppen in Wolfersheim mit handgestrichenen Biberschwanzziegeln, darauf mehrere Rasen Grimmia laevigata, Foto Werner Caspari
Das Bliesgaudorf Wolfersheim hat am 17.9.2004 zum zweiten Mal auf Bundesebene eine Goldmedaille im Wettberwerb "Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf hat Zukunft" gewonnen. Daraufhin bin ich neugierig geworden und habe Wolfersheim - das ich bis dahin nicht kannte - letzten Sonntag besucht. Ich fand ein sehr harmonisches und rundes Bild vor, bei dem vor allem die vorbildlich restaurierten Bauernhäuser auffielen. Auch ein anderer Umstand war für mich persönlich sehr angenehm: hatte man in den 1970er Jahren die Dorfverschönerung noch mit preußischem Ordnungssinn verbunden und jede dörfliche Spontanvegetation zu eliminieren versucht, so darf das Grün jetzt an Mauern, in Höfen, in Einfahrten, in Ecken und Winkeln zwischen den Häusern durchaus wachsen. Und auf den Dächern!
  Und dort, auf dem Dach eines Schuppens, wächst das Glatte Kissenmoos (Grimmia laevigata), das im Saarland nur von zwei weiteren Fundstellen bekannt ist:
es wächst auf Vulkanitfelsen am Schatterberg im Primstal bei Michelbach und auf Taunusquarzit-Felsen in den Steilhängen der Saar bei Mettlach.
Die Rasen aus den dicht gedrängten, miteinander kompakt verwobenen Moospflänzchen sehen wie Mausfellstücke aus, deren Grauschimmer von den langen "Glashaaren" herrührt, die aus der Spitze der Blättchen austreten.
Foto 2: Detailansicht des Daches, Foto Werner Caspari    
Grimmia laevigata ist ein Hungerkünstler, dessen natürliche Vorkommen knochentrockene und heiße Silikatfelsen der warmen Hügelländer sind. Die Art gilt deutschlandweit als selten, die größte Fundortdichte gibt es an den ausgedehnten Vulkanitfelsen im Nahetal im Nachbarland Rheinland-Pfalz.

Was ist daran so besonders?
Grimmia laevigata ist in seinen Habitatansprüchen sehr wählerisch. Es kann viel aushalten, wächst aber sehr langsam und kommt nur mit sehr harten, meist kalkarmen Unterlagen zurecht. Nur auf den trockenen Felsen ist es vor dem Überwachsen durch andere - schnellere - Moose sicher. Normalerweise kommt die Art nur auf natürlichen, voll besonnten Felsen vor und besiedelt keine künstlichen Substrate. Es wächst auch nicht an Steinbruchwänden und nicht auf Bruchsteinmauern - von Beton ganz zu schweigen.
Grimmia laevigata Grimmia laevigata
Foto 3: Grimmia laevigata auf Ziegeldach in Baden, Foto Michael Lüth Foto 4: Fruchtender Rasen von Grimmia laevigata, Foto Michael Lüth
 

Vor einigen Jahren machte der Freiburger Biologe Michael Lüth aber eine interessante Entdeckung. Er fand in einer alten Schrift eine Angabe vom Glatten Kissenmoos aus einer Gegend im Südbadischen, in der es überhaupt keine Felsen gibt. Es konnte - wenn sich der Gewährsmann sich nicht fürchterlich vertan hatte - eigentlich nur auf Dächern gewachsen sein.
Er fuhr hin und fand das Moos auf Anhieb wieder. Er suchte in der Umgebung und entdeckte weitere Fundstellen. Und fand dann heraus: Grimmia laevigata wächst (fast) ausschließlich auf handgestrichenen Biberschwanzziegeln.
Bei diesen wurde der Ton per Hand in eine Form gestrichen und dann gebrannt. Solche Ziegel werden seit 90 Jahren nicht mehr hergestellt, erweisen sich aber als sehr robust und langlebig. Sie sehen auch richtig schön aus, da jeder einzelne eine individuelle Struktur und Farbe hat. Diese Patina würde man bei Industrieziegeln nie so hinbekommen. Und das ist auch das Geheimnis von Grimmia laevigata: Industrieziegel sind für die Art zu glatt - das Moos braucht die Rauheit der Handgestrichenen!
Michael Lüth wusste nun, wo er zu suchen hatte - und fand Grimmia laevigata und die an ähnliche Standortbedingungen gebundene Schwesterart, das Eiförmige Kissenmoos (Grimmia ovalis), fast in der gesamten badischen Rheinebene. Die Zahl der Dach-Fundorte überstieg rasch die der Fels-Fundorte um ein Vielfaches. Wie häufig muss das Moos früher gewesen sein, als die Handgestrichenen noch Standard für die Dacheindeckung darstellten? Heute gibt es in Baden nur noch wenige Dächer dieser Art pro Siedlung. Irgendwann in den nächsten Jahrzehnten wird die Dach-Episode von Grimmia laevigata wieder vorbei sein - wenn alle handgestrichenen Biberschwanzziegel zu Bruch gegangen sind. Heute geht man im Denkmalschutz und in der Gebäuderestauration immerhin sehr behutsam mit ihnen um. Werden Schuppen und andere alte Gebäude abgerissen, werden die dort noch vorhandenen Biberschwanzziegel sorgfältig aufgehoben und wieder verwendet.
In anderen Regionen Deutschlands gelang eine mit der badischen Rheinebene vergleichbare Nachweisdichte von Grimmia laevigata bisher noch nicht ansatzweise. Es mangelt an Biberschwanzdächern in geeigneten warmen Lagen - denn das Moos meidet die kühl-feuchten Mittelgebirgslagen und den Norden.
Im Saarland sind Dächer mit handgestrichenen Biberschwanzziegeln ziemlich selten. Das ist das Ergebnis der Kriegswirren, angefangen mit dem deutsch-französischen Krieg 1870-1871, als sehr viel Bausubstanz verloren ging und die verarmte Bevölkerung sich mit wenig geeignetem Baumaterial behelfen musste und zu Trümmer-Recycling gezwungen war. Ich achte seit Jahren darauf, habe aber bisher nur sehr wenige Dächer gesehen, die für Grimmia laevigata geeignet wären.
Und nun in Wolfersheim: hier gibt es zahlreiche Bauernhaus- und Schuppendächer, die mit handgestrichenen Biberschwanzziegeln gedeckt sind. Am ersten Schuppendach in Greifhöhe gelang dann auch der Nachweis - das erste Dachvorkommen und insgesamt der dritte bekannte Fundort für das Glatte Kissenmoos, Grimmia laevigata, im Saarland. Schön, dass das ausgerechnet in Wolfersheim gelang.

Artikel von Michael Lüth über das Vorkommen von Grimmia laevigata in Baden:
http://www.milueth.de/Publikationen/Handstrich.htm

Autor(en): 

S. Caspari

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