Delattinia News

Bedeutendster Bestand des Königsfarns Osmunda regalis im Saarland erloschen

Datum: 

03.08.2012

Ort: 

Bergen
Osmunda regalis
Osmunda regalis im Schuster-Hannes-Bruch bei Bergen

Im Schusterhannesbruch nördlich Bergen befindet bzw. befand sich der einzige größere Bestand des Königsfarns (Osmunda regalis) im Saarland. Alle übrigen Fundstellen, die im Atlas der Gefäßpflanzen (3 Minutenfelder) angegeben werden, beziehen sich im Grunde nur auf Einzelexemplare.
Bei einem Besuch dieses Feuchtgebietes im Jahr 2003 (29.05.2003) konnte ich dort ca. 30 prächtige Stöcke zählen und fotographieren.

Wie auf dem Foto unschwer zu erkennen, waren 2003 die ausgewachsenen Exemplare der Art in dem gut einsehbaren Gelände nicht zu übersehen. Um so erstaunter war ich, als ich auf der Suche nach submontan verbreiteten Arthropoden am 03. August diesen Jahres den Bruch erneut besuchte und kein einziges Exemplar des Farns entdecken konnte. Auch eine gezielte Nachsuche am 30.08.2012 verlief ergebnislos. 

Das Osmunda regalis-Vorkommen im Schusterhannesbruch nordöstl. Bergen ist erloschen!

Karte

Beitrag zur Kenntnis der Dornigen Hauhechel (Ononis spinosa) im Saarland

Datum: 

30.07.2012

Ort: 

Gebberg, Saarbrücken
Foto 1: Ononis spinosa am Gebberg (Foto: S. Caspari)

Am 30. Juli 2012 konnte ich einen Bestand von etwa 60 Pflanzen der Dornigen Hauhechel (Ononis spinosa) im FFH-Gebiet Gebberg (6808/115) nachweisen.
Standort ist ein wechseltrockener Kalk-Halbtrockenrasen (Foto 1). Es handelt sich um den ersten sicheren Nachweis in einem naturnahen Habitat im Saarland (Am Dillinger See wächst die Pflanze synanthrop auf Aufschüttungen).

Die Dornige Hauhechel wird sehr oft mit der häufigen Kriechenden Hauhechel (Ononis repens) verwechselt; das passiert auch heute noch, z. B. bei der Biotopkartierung. Die Karte im Minutenfeldatlas von Sauer (1993) ist zu verwerfen; alle damals aktiven Botaniker – mich eingeschlossen – haben zu diesem verworren Bild beigetragen. Klar geworden ist mir die Art dann in Thüringen, wo sie in den Kalkgebieten recht häufig ist. Es kann nicht schaden, hier einige Hinweise zur sicheren Ansprache zu geben:
Ononis spinosa wächst aufrecht, ist meist vom Grunde an verzweigt (Foto 2), stets bedornt, mit mäßigem Drüsenbesatz an Blättern und Blüten. Die Blüten sind dunkelrosa (Foto 3). Die Blättchen sind schmal, meist etwas gekielt oder gefaltet, in ausgebreitetem Zustand bildet der vorderste Blattzahn eindeutig die Spitze (Foto 4, vgl. den roten Balken). Das Merkmal wird durch die Kielung des Blattes verstärkt, sodass der erste optische Eindruck schon ausreicht, wenn man die Art kennt.

Ononis repens wächst aufsteigend, oft spärlich verzweigt, Dornen sind vorhanden oder nicht, der Drüsenbesatz an Blättern und Blüten ist stark. Die Blüten sind hellrosa (Foto 6). Die Blättchen sind breit, meist flach, in ausgebreiteten Zustand stehen die vordersten drei Blattzähne meist auf einer Linie (Foto 5; vgl. die roten Balken).

 

Ononis_spinosa_2u3.jpg
Foto 2 (links): Verzweigungsform von Ononis spinosa - Foto 3 (rechts): Blütenfarbe von Ononis spinosa (Fotos S. Caspari)

 

Ononis_spinosa_vs_repens
Foto 4 (links): Blattspitze bei Ononis spinosa - Foto 5 (rechts): Blattspitze bei Ononis repens (Fotos S. Caspari)

 

Ononis repens
Foto 6: Wuchsform, Drüsenbesatz u. Blütenfarbe bei Ononis repens (Foto S. Caspari)

Literatur: 

Sauer, E. (1993): Die Gefäßpflanzen des Saarlandes mit Verbreitungskarten. – Aus Natur und Landschaft im Saarland, Sonderband 5, Saarbrücken.

Autor(en): 

S. Caspari

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Erstnachweis der Schwarzen Mörtelbiene (Megachile parietina) im Saarland

Datum: 

31.12.2011

Ort: 

Bliesgau

Bei Schmetterlingserfassungen im Bliesgau gelang den beiden Naturforschern Maren Bergmann und Rainer Ulrich ein sensationeller Fund: Sie entdeckten eine Wildbienenart, die in Mitteleuropa nur noch an sechs Stellen vorkommt. Es handelt sich um die vom Aussterben bedrohte „Schwarze Mörtelbiene“. Mit 90 nachgewiesenen Nestern ist diese Population im zentralen Bliesgau ungewöhnlich groß – und somit europaweit bedeutend. Das neue entdeckte Vorkommen im Bliesgau ist der nördlichste Fundort der Art weltweit. In Deutschland gibt es die Mörtelbiene sonst nur noch in Baden-Württemberg.

Die Mörtelbiene ist als mediterrane Art sehr hitzeliebend. Sie bewohnt nur Standorte, die im Sommer durch Sonneneinstrahlung sehr heiß werden und im Frühjahr ein sehr hohes Blütenangebot in unmittelbarer Umgebung der Nester besitzen. Typische Lebensräume sind Trockenhänge mit Felsen, offen gelassene Steinbrüche und Kiesgruben, selten auch Siedlungsbereiche.

Die Bienen fliegen von Ende April bis Mitte Juni. Die schönen Weibchen schillern grünschwarz. Viel auffallender als die Tiere selbst sind ihre Nester, die nur von den Weibchen gebaut werden. Als Baumaterial dienen den Bienen selbst hergestellter Mörtel (aus trockenem Gesteinsgrus oder Sand, der mit Speichel und Nektar durchfeuchtet wird) und Steinchen. Die auffallenden großen Nester werden an Mauern, Hauswänden, Felsen und Findlingen gebaut. Sie werden hart wie Mörtel bzw. Beton - daher auch der Name. Die Nester sehen aus wie Mörtelklumpen bzw. Lehmballen. Sie können bis etwa Handteller groß werden und besitzen die Form (und die Größe) eines halben Hühnereis bzw. einer Halbkugel. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt. Es ähnelt dann einer „See-Pocke“.

Der Pollenbedarf der Mörtelbienen für den Nestbau ist extrem hoch. Allein für ein einziges Nest mit etwa 10 Brutzellen muss das Weibchen zum Beispiel Pollen aus rund 30.000 (!) Einzelblüten sammeln. Um eine Population mit nur 10 Weibchen dauerhaft zu erhalten, sind somit über 1000 blühende Pflanzen (vor allem Esparsette und Hornklee) in der Umgebung der Nester nötig. Die Weibchen sammeln bis zu 300 m weit entfernt vom Nest. Daher muss auch die „Materialentnahmestelle“, also eine bunte Blumenwiese, in der Nähe des Nistplatzes liegen.

Die Mörtelbiene ist in Deutschland sowie in ganz Mitteleuropa vom Aussterben bedroht. Somit ist jedes einzelne Tier und jedes Nest für den Erhalt dieser Wildbienen-Art wichtig.

Womöglich gibt es an heißen Standorten im Saarland noch andere Vorkommen dieser seltenen Bienenart. Vor allem im Bliesgau könnten sich weitere Kolonien angesiedelt haben. Denn von irgendwoher aus der näheren Umgebung muss die große Brutkolonie im zentralen Bliesgau ja gekommen sein… Deshalb wenden wir uns an sie mit der Bitte um Mithilfe! Wenn sie die auffallenden Nester irgendwo im Saarland gesehen haben, wenden sie sich bitte an uns. Wir nehmen dann Kontakt mit ihnen auf.

Autor(en): 

Maren Bergmann, Rainer Ulrich

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Erstnachweis des Ampfer-Zwergminierfalters Enteucha acetosae (STAINTON, 1854) im Saarland

Datum: 

10.07.2011

Ort: 

Wellesberg, Düppenweiler

Rötliche Flecken an den Blättern von Ampferarten sind nicht ungewöhnlich und zeigen in der Regel einen Befall mit dem Rostpilz Puccinia phragmitis an (vgl. Foto 1).

Am 10. Juli 2011 wurde ich bei den Flecken auf diesem Ampferblatt am Wellesberg bei Düppenweilerjedoch misstrauisch und sah mir die Sache mal etwas genauer an. Tatsächlich sind auf den zweiten Blick konzentrische Kreise zu sehen und, wenn man schließlich die Botanikerlupe zu Hilfe nimmt, am Ende der Schleifen die Larven eines Blattminierers (vgl. Foto 2).

Auf die alte Regel "wo einer ist, sind auch noch andere" vertrauend, habe ich danach die Umgebung intensiv abgesucht und zahlreiche Pflanzen entdeckt, die auch weiter fortgeschrittene Stadien des Befalls zeigten (vgl. Foto 3).
Dieser Fund blieb nicht der einzige. Wie sich in den folgenden Wochen herausstellte, ist die Art auf Brach-flächen im nördlichen (submontanen?) Bereich des Saarlandes nicht selten. Weitere Fundorte sind: Litermont bei Nalbach (07.08.2011), Wadern (09.08.2011), Limbwiesbach nördl. Dirmingen (10.08.2011), Otzenhausen (10.08.2011), Lindscheid (18.08.2011) und Bruchelsbach nördl. Alsweiler (30.08.2011).