Delattinia News

Ánthemis austríaca L., eine Invasion bleibt 20 Jahre unbemerkt

Datum: 

15.06.2005

Beim Surfen im neuen "WebAtl@s der Gefäßpflanzen des Saarlandes" (SCHNEIDER & SAUER 2004) fiel mir auf, dass die Österreichische Hundskamille bisher lediglich in einem Minutenfeld (ca. 2 qkm) kartiert wurde. In der alten gedruckten Version schreibt SAUER (1993), dass die Art bei Hengstbach (6709/434) nahe der saarländischen Grenze von P. Wolff in 1979 nachgewiesen wurde. Diese Angabe entspricht auch dem Rasterpunkt auf der neuen WEB-Karte, also dürften in der Zwischenzeit keine neuen Fundmeldungen dieser Art in der Datenbank der DELATTINIA hinzugekommen sein.

Mitte der 80er Jahre waren mir allerdings im Rahmen meiner floristischen Rasterkartierung der Gemeinde Schmelz Kamillenbestände an der Grenze zwischen den Gemarkungen


Düppenweiler und Schmelz-Aussen aufgefallen (bereits ausserhalb meines Kartierungsgebietes), die ich damals zu Anthemis austriaca bestimmte.
Ich habe mich diese Woche dort umgeschaut und tatsächlich wieder ein ganzes Feld mit der Art gefunden.

Im ersten Moment sind besonders die Blätter auffällig, die an die der gelbblühende Färberkamille Anthemis tinctoria erinnern. Für die Bestimmung wird jedoch im wesentlichen die Form der Spreublätter und die der Achänen genutzt. Bezüglich der Spreublätter erscheinen mir jedoch die Unterschiede zur Gewöhnlichen Hundskamille

Anthemis arvensis eher unbedeutend. Reibt man jedoch bei älteren Blütenköpfen (bei A. arvensis eher kegelförmig, bei austriaca halbkugelig) die Blütenreste ab, erhält man einen Blick auf völlig unterschiedlich geformte Achänen:

Die Art ist übrigens nicht auf einige Felder zwischen Düppenweiler und Schmelz-Aussen beschränkt, sondern besiedelt alle Sandäcker zwischen Haustadt und Düppenweiler. Ob sie auch auf den Sandäckern nördlich von Düppenweiler in Richtung Reimsbach vorkommt, muss noch untersucht werden.

20. Juni 2005: Wie erwartet wächst die Österreichische Hundskamille auch im Bereich der Reimsbacher Kapelle/Johanneshof (->Verbreitungskarte).

Autor(en): 

A. Staudt

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Pýrola rotundifólia (L.) und Pýrola mínor (L.) zwei Pioniere in der Bergbaufolgelandschaft des Saarlandes

Datum: 

12.06.2005


Pyrola rotundifolia
Foto: Katja Eberhard

Als Folge des Bergbaus und der Eisenverhüttung sind im Saarland im Verlauf des letzten Jahrhunderts zahlreiche große Halden mit Abraummaterial bzw. Schlacken entstanden, die für die meisten heimischen Arten nur schwer besiedelbare Sonderstandorte darstellen.

Unter den Baumarten ist es fast ausschließlich die Sandbirke (Betula pendula), die sich an den Haldenböschungen etablieren konnte und bei den Kräutern erwies sich besonders das Kleine Wintergrün (Pyrola minor) als echter Pionier bei der Neubesiedlung der Halden. Die Art ist zwar in den meisten größeren Waldgebieten des Saarlandes vertreten, die Bestände sind jedoch in der Regel nur wenige Quadratmeter groß und liegen stark zersteut.
Anders auf den Halden: Hier kommt die Art heute so regelmäßig und in großen Beständen vor, dass man sie als Charakterart der Bergehalden bezeichnen kann.

Das Rundblättrige Wintergrün (Pyrola rotundifolia) ist dagegen eine Art, die ursprünglich nur mit einer Handvoll Fundstellen in den Muschelkalkgebieten des Saarlandes vorkam. Auch diese Art scheint sich nun auf den Hinterlassenschaften des Bergbaus auszubreiten.

Auf einem alten Schlammweiher im Fischbachtal befindet sich z.B. heute ein riesiger, mehrere Hektar großer Bestand der Art, der einen Großteil des saarländischen Gesamtbestandes ausmachen dürfte (Ein noch größerer Bestand befindet sich in einem Militärgelände im Westsaarland).

Autor(en): 

Katja Eberhard

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Der Ährenhafer (Ventenáta dúbia) neu für das Saarland

Datum: 

03.06.2005

Ort: 

Hofberg bei Reitscheid


Abermals brachte ein Kurzbesuch am 3. Juli 2005 auf dem Hofberg bei Reitscheid (6409/313) eine neue Art für das Saarland.
Diesmal ist es der Ährenhafer (Ventenata dubia). Er wächst reichlich auf derselben Pflegefläche am Südosthang, von dem früher bereits über den neu aufgetretenen Genfer Günsel (Ajuga genevensis) berichtet wurde. Durch die Erstpflege wurde der Oberboden etwas angekratzt – an solchen Störstellen wächst der Ährenhafer mit Vorliebe.

 


Vermutlich war das einjährige Gras schon immer da, konnte sich aber nur unregelmäßig und in geringer Zahl auf kurzfristig vorhandenen Störstellen wie Tierpfaden oder Wildschwein-Wühlstellen entwickeln. Zu den großen Beständen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder in Rheinland-Pfalz (6309, 6310) ist es nicht weit – der Hofberg zählt zum selben Naturraum (Baumholderer Platte). In Baumholder wird Ventenata sowohl durch den Übungsbetrieb als auch durch die Schafbeweidung gefördert. Übermäßige Nährstoffanreicherung verträgt die auch deutschlandweit seltene Art nicht.

 

Weiterhin bemerkenswert:
Eine große Population des seltenen Purpur-Widderchens (Zygaena purpuralis), mit ca. 100 beobachteten Tieren wohl die derzeit größte im Saarland.

 


und eine der letzten Fundstellen der Quendel-Seide (Cúscuta epithymum) im Saarland:

Die Gattung Tragopógon im Saarland.

Datum: 

26.05.2005

Im Saarland kann man drei verschiedene Arten der Gattung Tragopógon antreffen:

Tragopogon pratensis ist die häufigste Art. Sie ist eine charakteristische Art der hochwüchsigen, artenreichen Fettwiesen, die durch Aufdüngung und Nutzungsintensivierung wohl noch stärker als die niedrigwüchsigen, mageren Trockenwiesen des Hügellandes im Bestand bedroht sind. Heutzutage findet man die Art fast schon öfters auf Brachflächen und an Rainen als in den genutzten Wiesen.

Tragopogon orientalis ist sehr viel seltener und vor allem in den Salbei-Glatthaferwiesen der Muschelkalkgebiete und des Saartales zu finden.

Tragopogon dubius ist eine Art der Ruderalfluren der Städte und besonders auf Bahngelände (Güterbahnhöfe) und auf Bergehalden im Bereich des Saartals zu finden. Im saarländischen Teil des Moseltals besiedelt sie ebenfalls solche Standorte, hier dürfte sie aber ursprünglich aus den Weinbergen stammen, wo sie gelegentlich als Unkraut vorkommt (wenn sich der Herbizideinsatz in Grenzen hält).

Tragopogon pratensis,
Wiesen-Bocksbart
Tragopogon orientalis,
Orientalischer Bocksbart
Tragopogon dubius,
Großer Bocksbart


Anlass für den Beitrag ist die Erfahrung, dass die Bestimmung der Arten nach den gebräuchlichen Schlüsseln (Oberdorfer, Rothmaler) denjenigen, der z.B. die beiden seltenen Arten T. orientalis und T. dubius noch nicht aus eigener Anschauung kennt, durchaus vor einige Probleme stellen kann. Insbesondere die Längenverhältnisse von Hüllblättern und Randblüten sind bei T. pratensis ausserordentlich variabel und zudem vom Alter der Blüten abhängig. Bei T. pratensis variiert auch die Farbe der Blüten von blassgelb bis fast dottergelb, erreicht aber niemals das intensive Dottergelb von T. orientalis. Die Größe der Blüten ist bei T. pratensis ebenfalls sehr variabel.
Dagegen scheint die Variabilität dieser Merkmale bei T. orientalis und T. dubius deutlich geringer zu sein.

Eigene Beobachtungen, die den Angaben im Oberdorfer (1990) total widersprechen:
Bei T. pratensis sollen die Blüten bis 14 Uhr und bei T. orientalis bis 11 Uhr geöffnet sein. In Saarlouis schliesen sich die Blüten von T. pratensis bereits um 9.15 Uhr Sommerzeit, während bei einem Begang in den Gisinger Wiesen noch um 15.00 Uhr (Sommerzeit) zahlreiche Blüten bei T. orientalis geöffnet waren (allerdings ist der Öffnungszeitpunkt und die Öffnungsdauer der Blüten deutlich vom Alter der Blüten und dem Wetter abhängig. Bei bedecktem Himmel können die Blüten von T. pratensis auch schon mal bis 15 Uhr (SZ) geöffnet sein).

Autor(en): 

A. Staudt

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