Delattinia News

Ajuga genevensis am Hofberg

Datum: 

24.05.2004

Ort: 

Hofberg bei Reitscheid

Der Genfer Günsel (Ajuga genevensis) (-->Portraitfoto) wurde am Hofberg bei Reitscheid (6409/3) erstmals nach Pflegemaßnahmen im Jahre 2002 festgestellt (vgl. News-Beitrag 2002 ).
Bei einer Kontrolle des Vorkommens am 24.5.2004 wurden 148 Blühsprosse gezählt. Es ist immer noch auf den Bereich der Pflegemaßnahme beschränkt, hat sich aber deutlich positiv entwickelt.

Autor(en): 

S. Caspari

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Große Feldgrillenkolonie (Gryllus campestris) bei Bethingen entdeckt

Datum: 

21.05.2004

Ort: 

Bethingen

Am Freitag den 21. Mai 2004 musste ich im Tal des Salzbachs bei Bethingen die angenehme Kühle meines klimatisierten Wagens verlassen um meinem Beruf als ökologischer Gutachter nachzugehen. Beim Verlassen des Autos (und nach Abschalten der Musik) schlug mir nicht nur die Mittagshitze eines sonnigen Tages entgegen, sondern ich stand unversehens inmitten eines gewaltigen Zirpkonzertes, das den gesamten Talraum erfüllte. Eine Feldgrillenkolonie!

Die Detailkartierung am darauffolgenden Montagabend ergab folgendes Verbreitungsbild der Kolonie:

Der Schwerpunkt der Kolonie mit den höchsten Siedlungsdichten befindet sich auf der Talsohle des Salzbachs im Bereich der Ortschaft Bethingen. Aber auch die steilen Nordhänge, soweit sie noch im Buntsandstein liegen, sind dicht besiedelt. Der Muschelkalk wird jedoch gemieden.
Ähnliche Beobachtungen konnten wir bei den Kartierarbeiten zum Atlas der Heuschrecken des Saarlandes (DORDA, MAAS & STAUDT 1996) mehrfach machen: Die Grillenkolonien des Buntsandstein dehnen sich im Westsaarland nicht in die unmittelbar darüberliegenden Muschelkalkhänge aus. Im Südostsaarland dagegen fast ein gegenläufiges Phänomen: Fast das gesamte Muschelkalkgebiet ist besiedelt, die hangabwärts liegenden und angrenzenden Buntsandsteinbereiche sind dagegen grillenfrei.
Die Grillenkolonie bei Bethingen zeigt nun (s. Karte) ein differenziertes Verhalten: In Richtung Wehingen werden auch die als Grünland genutzten Muschelkalkbereiche besiedelt! Jedoch ist die Populationsdichte dort sicherlich um den Faktor 10 geringer als im Buntsandstein. Der gesamte besiedelte Bereich des Muschelkalks im Salzbachtal ist steil- und südexponiert, d.h. nur bei sehr extremen Standortbedingung (wahrscheinlich vor allem bezüglich des Faktors Wärme) sind Flächen im Naturraum Saar-Nied-Gau für die Feldgrille überhaupt besiedelbar. Die Kolonie im Tal des Salzbachs steht mit einer Kolonie im Tal des Tünsdorfer Baches (der in den Salzbach mündet) in Kontakt, die wiederum mit den bereits bekannten Kolonien bei Nohn und Dreisbach verbunden sein dürften. Details zu diesen Kolonien sind mir aber nicht bekannt.

Autor(en): 

A. Staudt

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Die Bergzikade (Cicadetta montana) in diesem Jahr ungewöhnlich häufig in der Badstube bei Blieskastel/Mimbach

Datum: 

21.05.2004

Foto: Steffen Caspari

Immer schon wurden in der Mimbacher Badstube Singzikaden beobachtet. In diesem Jahr scheinen sie allerdings dort ungewöhnlich häufig zu sein. Am 21.5. sah ich 4 frisch geschlüpfte (noch unausgefärbte) Tiere, 2 Erwachsene und über 100 Exuvien. Teilweise hingen 10 - 15 Exuvien auf 1 m² an den Pflanzen. Wohlgemerkt: Ich habe nichtgezielt gesucht, alles waren nur Zufallsbeobachtungen. Die tatsächliche Anzahl muss bei weit über 1000 Tieren liegen. Aloys Staudt beschäftigt sich mit dieser interessanten Gruppe.
(Rainer Ulrich)

Hierzu schreibt Aloysius Staudt:
Ich habe noch niemals solche Populationsdichten beobachtet. In einem Lebensraum von der Große der Badstube habe ich höchstens mal 50-100 Exemplare geschätzt.

Am 12.07.2002 hatte ich, da der Eindruck bestand, dass es sich um ein besonders gutes Jahr für Bergzikaden handele, im NSG "Guldenfeld" bei Habkirchen alle Exuvien eingesammelt, die ich finden konnte (Nebenstehend die "Jagdstrecke" vom Guldenfeld).

Auch wenn man berücksichtigt, dass das Guldenfeld im Vergleich zur Badstube ein sehr unübersichtlicher Trockenhang ist, und die gefundenen Exuvien damit nur die "Spitze des Eisbergs" repräsentieren, muss die Individuendichte doch um eine Größenordnung geringer gewesen sein, als die die Rainer Ulrich nun in der Badstube beobachtet hat.

Autor(en): 

Rainer Ulrich

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Poa bulbosa, das Zwiebel-Rispengras auf der "Nunkircher Höhe" zwischen Michelbach und Nunkirchen

Datum: 

17.05.2004

Ort: 

Nunkirchen, Schmelz

Poa bulbosa ist ein seltenes Gras, das im Saarland nur ein eng umgrenztes Verbreitungsgebiet auf den warmen Vulkaniten zwischen Reimsbach und Schmelz-Limbach besitzt. Aber auch dort ist es keineswegs häufig. Es zu finden ist immer ein Glücksfall. In diesem Jahr hat sich ein kleiner Bestand an einem Wegrand auf der Nunkircher Höhe in einer Sedum acre-Flur entwickelt.
Offenbar besitzt Poa bulbosa gegenüber den anderen Wiesenarten keinerlei Konkurrenzkraft und erscheint immer nur dort (allerdings dann in grösserer Zahl), wo durch mechanische Verletzung der Grasnarbe offener Boden geschaffen wurde.
Lediglich auf den flachgründigen Vulkanitkuppen des Naturraumes hat es an wenigen Stellen dauerhafte Vorkommen und gibt diesen Standorten dann eine eigenständige Physiognomie.

Weitere, beständige Vorkommen ausserhalb dieses Verbreitungszentrums sind mir bekannt von einem Erdweg am Wolferskopf, und von den Kalksteinvorsprüngen am Hammelsberg bei Perl bzw. Apach. Zusammenstellung meiner Funde bis 1998 in STAUDT (1998).

Anlässlich obiger Beobachtung habe ich nochmals sämtliche in STAUDT (1998) aufgelisteten Fundstellen im Raum Schmelz-Düppenweiler überprüft:

25. Mai 2004: Die Fundstelle am "Binscheid" in der Nähe des großen Vulkanit-Steinbruchs zwischen Düppenweiler und Schmelz ist nach wie vor aktuell; sehr reichlich in einer Wiesenparzelle. Der "aspektbildende Bestand auf einer flachgründigen Vulkanitkuppe" ist allerdings auf wenige Exemplare reduziert. Am Teerwegrand (-->Foto), der dort hinführt (der aber bereits im Sandgebiet liegt) konnte ich zusätzlich einen schönen Bestand des Zwiebel-Rispengras (ca. 100 m lang) feststellen. An der alten Fundstelle blüht gerade Aira caryophyllea. Vicia lathyroides ist bereits abgeblüht.

25. Mai 2004: Die Fundstelle am Antoniushof westl. Schmelz-Aussen ist vernichtet, bzw. die Aufschüttung von 1993 ist längst wieder in die Wiese integriert. Im direkten Umfeld der Stelle, z.B. einem Ackerrand und dem Rand einer Viehweide, keine 10 m davon entfernt, stehen jedoch immer noch zahlreiche Pflanzen (-->Foto). Ob die Art auch in den Wiesen vorkommt, konnte ich leider nicht mehr feststellen, da diese bereits gemäht waren.

26. Mai 2004: Die Fundstelle am Bahnhof von Michelbach (Schattertriesch/Schmelz) ist erloschen, obwohl der Standort noch erhalten ist und als Habitat nach wie vor geeignet erscheint (Petrorhagia prolifera im Massenbestand).

26. Mai 2004: Neufund am Autobahnzubringer zwischen Saarwellingen und den FORD-Werken Saarlouis (-->Foto 160 KB). Rechtswert: 2556046 Hochwert: 5468850 (Gauss-Krüger-System, Potsdam-Datum)

31. Mai 2004: Neufund am Straßenrand zw. Schmelz-Aussen und Michelbach. Rechtswert: 2561139 Hochwert: 5480398 (Gauss-Krüger-System, Potsdam-Datum)

26. Juni 2004: Die Fundstelle (23.05.1993) in Schmelz-Aussen, auf der "zungenförmig vorspringenden Kuppe" ist zwar bereits gemäht, dennoch sind in der unmittelbar angrenzenden Brache noch zahlreiche Exemplare des Zwiebel-Rispengrases zu sehen. Die in der Arbeit erwähnte Orobanche purpurea war nicht zu finden.

 

Literatur: 

Autor(en): 

A. Staudt

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