Delattinia News

Erster Fund eines Männchens der Springspinne Carrhotus xanthogramma im Saarland

Datum: 

10.05.2015

Ort: 

Düppenweiler Wiesen

Die Springspinne Carrhotus xanthogramma, in Frankreich hat die Art den Trivialnamen "Saltique carotte", ist in Deutschland nur für 37 Meßtischblattraster belegt (Nachweiskarte). Das sind gerade einmal 1 % der bundesdeutschen Raster, oder mit anderen Worten, die Art ist in ihrer Häufigkeit als "sehr selten" bis "extrem selten" zu klassifizieren. Die Mehrzahl der Fundmeldungen stammt aus typischen  Wärme- und Trockengebieten. Aber auch dort ist die Art keineswegs viel häufiger. Ausnahme ist vielleicht das Trockengebiet um Mainz und Rheinhessen, wo die Nachweisdichte signifikant höher liegt. Lediglich 6 der deutschen Fundmeldungen stammen aus der Zeit vor 1990. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Art in den letzten 25 Jahren häufiger geworden ist. Viele der aktuellen Fundmeldungen stammen jedoch von Naturfreunden, die heute im Zeitalter des Internets, viel mehr Möglichkeiten haben ihre Beobachtungen "an den Mann zu bringen" als es vor 30 Jahren der Fall war. Eine direkte Vergleichbarkeit der beiden Zeiträume ist somit eigentlich nicht gegeben. 

Überschaubarer ist die Situation im Saarland. Der Autor hat hier im Zeitraum zwischen 1990 und 2010 ca. 4200 Aufsammlungen, vor allem mit Barberfallen und Klopfschirm, durchgeführt und dabei Carrhotusniemals nachweisen können. Auch bei zahlreichen Exkursionen in die Wärmegebiete an Mosel und Nahe, sowie nach Lothringen, wurde die Art nur zweimal beobachtet:

  •  W Duchroth (Nahe),Trockenrasen,17.05.2008, 1 Männchen, obs. A. Staudt & B. Dennemärker
  • NE Euvezin (Rupt de Mad), Côte Bourot, Pelouses semi-sèches, 20.05.2014, 1 Männchen, obs. A. Staudt & B. Dennemärker 

 Der Fund bei Euvezin war zugleich der Erstfund für ganz Lothringen (STAUDT 2015).  Nach LE PERU (2007) sind für das Département Meurthe-et-Moselle 24 Spinnenarten bekannt, für das Département Meuse 5 Arten, für das Département Moselle 92 Arten und für das Département Vosge 34 Spinnenarten. Wenn man berücksichtigt, dass mit einer einzigen, intensiv durchgeführten Aufsammlung bereits 40-60 Arten nachzuweisen sind, muss die Datenlage in Lothringen allerdings als sehr schlecht eingeschätzt werden. 

Am 10. Mai 2015  konnte ich bei Düppenweiler ein Männchen beobachten, wie es in einem südexponierten Waldsaum am Rande des Natura 2000-Gebietes "Düppenweiler Wiesen" in Kopfhöhe von Blatt zu Blatt sprang. Dies ist aber nicht der Erstfund fürs Saarland, denn wie sich bereits bei den Recherchen zum lothringer Fund im Vorjahr ergab, wurde bereits am 02.05.2008 ein Weibchen bei Rissenthal fotographiert (Heiko Nier, www.matzlpage.de). 

Literatur: 

LE PERU, B. (2007): Catalogue et répartition des araignées de France. - Revue Arachnologique, Tome 16, 468 S..


STAUDT, A. (2015): Zur Bedeutung der Trockenhänge an Maas und Mosel für die Wanderung thermophiler Spinnenarten über Lothringen in die Saar-Region (Arachnida: Araneae). - Abh. DELATTINIA 40: 1-46.

Autor(en): 

A. Staudt

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Erster Nachweis der Gelechiidae Syncopacma polychromella (REBEL, 1902) in Deutschland

Datum: 

05.05.2015

Ort: 

Kohlenbösch, Perl-Sehndorf

Der neueste Fund einer für Deutschland neuen Lepidopterenart aus dem Saarland stammt aus dem Kohlenbösch bei Perl-Sehndorf, unmittelbar neben dem schönsten saarländischen Bestand vom Blauroten oder Purpurblauen Steinsamen (Buglossoides purpurocaerulea = Lithospermum purpureocaeruleum).

Der schöne und unverwechselbare Falter aus der Gattung Syncopacma ist im Mediterraneum eine weit verbreitete Art und wurde im Mitteleuropa bisher lediglich aus der Steiermark (HABELER, 1997) und aus Osttirol (St. Johann, Oblass, Steinbruch, 850 m, 7.5.2003) gemeldet, wobei die Bodenständigkeit angezweifelt wird.
Eine Futterpflanze wird in der Literatur nicht angegeben (siehe auch Lepiforum).

Dem Autor ist die Art von den Kanaren und aus Spanien bekannt, wo er sie immer auf oder in der Nähe von Echium am Tag gefunden hat. Die Suche nach Fraßspuren der Raupen am Blauroten Steinsamen könnte zum ersten Mal eine Raupennahrungspflanze sowie auch die Bodenständigkeit der Art dokumentieren.

Schlingnatter noch Ende November aktiv

Datum: 

24.11.2014

Ort: 

Ensheimer Woogbachtal

Am 24.11.2014 sichtete ich bei Optimierungsmaßnahmen einer Buntsandsteinmauer vor einem südexponierten Hang im Ensheimer Woogbachtal eine adulte Schlingnatter (Coronella austriaca LAURENTI, 1768). Die Aktivität des Tieres war bemerkenswert. Beim Filmen in nächster Nähe ihres Körpers startete das Tier einen sehr schnellen (Schein?)Angriff. Erst später bemerkte ich eine kleine Beschädigung am Ärmel meiner Jacke. Die Schlingnatter verschwand nach kurzer Zeit in einer tiefen Ritze der Mauer.
Nach Völkl & Käsewieter (2003) wurde eine aktive Coronella austriaca erst einmal später im Jahr beobachtet: LENART sah sie am 02.12.1992 in den Niederlanden. Als Erklärung für die späte Aktivität wird ein fehlendes Winterquartier oder plötzliche Temperaturerwärmung angegeben. Die Temperaturen werden nicht genannt.
Bei meiner Sichtung am 24.11.2014 betrug die Temperatur während der Sichtung um 13.20 Uhr 9°C. An den Vortagen betrug sie etwa 15°C. Es gab keinen plötzlichen Wintereinbruch, und potentielle Winterquartiere sind ausreichend vorhanden.

Bemerkenswert ist, dass die Schlange, die eine Vorzugstemperatur von mindestens 20-29° bis maximal 33°C Körpertemperatur benötigt ( Völkl & Käsewieter 2003), bei einer Tagestemperatur von 9°C einen so blitzschnellen Angriff starten kann und so schnell anschließend in der Mauerritze verschwindet.

Ich danke Herrn Martin Lillig für die kritische Durchsicht des Manuskripts.

Literatur: 

Völkl, W. & D. Käsewieter (2003): Die Schlingnatter, ein heimlicher Jäger. – Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 6, Laurenti-Verlag, Bielefeld, 151 pp.

Autor(en): 

Michael Gab

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Fund der mediterranen Springspinne Saitis barbipes in Saarlouis-Picard

Datum: 

24.07.2014

Ort: 

Saarlouis-Picard

Am Donnerstag, den 24. Juli 2014, bemerkte ich auf dem Teppichboden in unserem Büro in Picard eine sehr kleine, unscheinbare Springspinne. Ich hielt sie zwar nur für ein Weibchen der Springspinne Pseudeuophrys lanigera, die im häuslichen Bereich bei uns überall vorkommt, wollte sie aber doch vor den Schuhen der Kollegen in Sicherheit bringen. Als ich dann das Tierchen in der Hand hielt, fiel mir gleich das kräftige und dunklere dritte Beinpaar mit weißen "Füßen" auf. Nach genauerem Hinsehen war klar, das dritte Beinpaar war nicht nur kräftiger, sondern auch deutlich länger als die drei anderen Beinpaare. 


Dieses Merkmal gibt es aber nur bei einer einzigen europäischen Springspinnenart, bei Saitis barbipes. Nun kannte ich aber die Art von Fotos und dort waren die Männchen von Saitis immer sehr farbenprächtig abgebildet. Nur die Weibchen sind unscheinbar bräunlich gefärbt. Bei ihnen ist aber das dritte Beinpaar normal ausgebildet. Mein Tier musste also ein Männchen sein.
Diese Unstimmigkeit verflüchtigte sich jedoch gleich beim anschließenden Fotoshooting. Im Blitzlicht der Kamera verwandelte sich das unscheinbare Tierchen in ein bunt schillerndes, prächtiges Männchen.

Die Art wurde auch schon in Belgien und den Niederlanden gefunden. Aus Deutschland wurden Sichtungen im Rhein-Main-Gebiet (NABU-Forum, obs. R. Ortwein, Walldorf, 2011) und in Freiburg (Spinnen-Forum, obs. J. Herzer, 2011 und Spinnen-Forum, obs. H. Helwig, 2011) bekannt.